Die heilige Flamme
Es war ein Mann, der hatte davon gehört, dass an einem fernen Ort eine heilige Flamme brennt. Und er machte sich auf, um dieses Licht zu sich nach Hause zu tragen.
Er hatte die Vision: Wenn du dieses Licht besitzt, dann hast du das Leben und Glück. Nun ist er gerade auf dem Heimweg. Und sehr in Sorge, die Flamme könnte erlöschen.
Da trifft er jemand, ohne Feuer, frierend. Dieser bittet ihn, ihm von seinem Feuer abzugeben. Erst will er nicht. Dieses heilige Feuer für eine so weltliche Sache. Das geht nicht. Dann aber gibt er doch.
Auf dem weiteren Weg gerät der Mann in einen schlimmen Sturm. So sehr er auch sein Licht schützt. Die Flamme erlischt. Da erinnert er sich des anderen, dem er von seinem Licht abgegeben hat.
Den weiten Weg zurück zum heiligen Ort über Meere und Ströme hätte er nicht mehr geschafft. Aber zu dem anderen, dem er geholfen hat, kann er zurück.
(aus: "77 Traumfenster", hg. v. Willi Hoffsümmer, Patmos 2012)