Je mehr wir uns GOTT überlassen, desto mehr kann er mit uns machen. Und niemals befinden wir uns so ganz unter SEINER Leitung, als wenn wir uns selbst am wenigsten vertrauen und uns völlig hingeben, um von IHM geführt zu werden.
Das geistliche Leben ist die leichteste, süßeste glücklichste Sache der Welt: GOTT lieben und von IHM geliebt werden.
Wir sorgen uns um irgend jemanden. Aber GOTT liebt diese Seele mehr, als wir es tun, und sorgt deshalb mehr für sie als wir. Wenn wir daher diese Seele in seine Hand legen, so sind wir ruhig und sicher, werden nicht verwirrt und überwältigt, selbst nicht beim Anblick der Sünde. Besäßen die Priester nicht diese Einstellung, so könnten sie niemandem helfen.
Niemals laß durch irgendeinen Fehler auch nur einen Schatten über deinen liebevollen Verkehr mit GOTT kommen. Geh zu IHM mit deinen Fehlern. Zeige sie IHM und sage: "Sieh, lieber Herr, wie böse ich bin, fast schlimmer als Du wußtest. Du mußt mir mehr helfen als bisher, sonst falle ich gleich wieder. Wenn Du unrecht getan hast, gehe hin zu IHM und sage: "Lieber Herr, es tut mir sehr leid, daß ich ein solch ungezogenes Kind gewesen bin, nun müssen wir von vorn anfangen." Und dann beginne auf der Stelle, GOTT mehr zu lieben als zuvor, und sei nicht fassungslos und traurig." Es ist kein gutes Zeichen, wenn du durch deine Fehler noch in Verwirrung gerätst. Du solltest dich mit liebender Betrübnis zum Herrn wenden, aber gleichzeitig mit so völligem Vertrauen, daß du seiner Vergebung ganz sicher bist. Hierauf fahre fort, ihn weiter zu lieben und glücklich mit ihm zu sein, wie wenn nichts passiert wäre. So verhielten sich die Heiligen.
Beim Gebet ist das Wichtigste nicht das, was wir GOTT sagen, sondern was GOTT uns sagt. GOTT ist immer derselbe, vollkommen unveränderlich. Er ist unendlich gütig, unendlich weise, unendlich mächtig und er kennt vollkommen unsere Schwachheit und die Grenzen unserer Natur. Niemals verlangt er etwas, wozu er uns nicht bereitwilligst helfen will. GOTT ist es ebenso leicht, uns tausend Gnaden zu geben, als eine einzige. Es fehlt nur an unserem Vertrauen.
Wie du dich auf die heilige Kommunion vorbereiten sollst? Du brauchst keine besondere Vorbereitung: du gehörst Gott, du liebst ihn. Sein Kommen ist keine außerordentliche Begebenheit für dich, die den gewöhnlichen Verlauf deiner täglichen und stündlichen Unterredung mit Ihm unterbrechen soll. Wenn du mit deinen Eltern zusammen wohnst, hältst du ihnen nicht jeden Morgen beim Frühstück lange Reden. Du sagst nicht: "Meine lieben Eltern, trotz des Anscheines vom Gegenteil möchte ich euch versichern, daß ich euch liebe und daß ich überzeugt bin, daß ihr mich liebt. Ich bedaure außerordentlich alle die Fälle im Leben, wo ich euch beleidigt habe, und ich vertraue, daß ihr mir vergebt." Laß dein geistliches Leben so einfach wie möglich sein und schiebe alle Mittel beiseite, die nicht dazu dienen, dich leicht und mühelos in Vereinigung mit GOTT zu versetzen.
Sage ihm einfach alles, was dir am Herzen liegt. Er wünscht nicht, daß du auf zeremoniellem Fuß mit ihm stehst. Gott ist einfacher, als wir verstehen können.
In Exerzitien schraube dich nicht selbst zu größerer Spannung hinauf. Gott wirkt am besten, wenn die Seele in Frieden ist. Wir müssen unserem Geist eine gewisse Freiheit lassen. Es gibt sehr feine Dinge, die nicht aufgedrängt und nicht mißhandelt werden dürfen. In der freien Zeit laß Deine Gedanken bei gleichgültigen Dingen weilen und beunruhige dich nicht, wenn du sie nicht immer auf Gott gerichtet halten kannst. Gott hat deinen Geist erschaffen und er kennt ganz gut dessen Grenzen. Er will das Gebet zu unserer Freude, nicht zu unserer Abtötung.
Gott zeigt eine so wundervolle Art, wenn er sich mit uns befaßt. Sehr oft verlangt er ein kleines Opfer von uns, gleichsam bloß als eine Art Entschuldigung, um eine Gelegenheit zu haben, uns eine herrliche Gnade zu schenken.
Danke Gott für alles, was er für dich getan, und bitte ihn, noch mehr zu tun. Versuche, deinen Horizont zu erweitern. Erwarte große Dinge von Gott und er wird sie dir geben. In deinem Verkehr mit Gott sei allzeit glücklich, frohgemut und vertrauensvoll.
Es ist ein Irrtum zu sagen, du würdest besser, wenn eine gewisse Person oder ein gewisser Umstand aus deinem Leben entfernt würden. Gott ordnet alle diese Dinge mit der größten Sorgfalt, um herauszustellen, was als Bestes in dir ist. Jede Persönlichkeit in deiner Umgebung, jede dir auferlegte Pflicht ist ein Teil von Gottes Plan zu Deiner Heiligung. Glaubst du, er sei am Kreuz für dich gestorben, um danach dir eine Gnade zu verweigern, die du brauchst?
Gott sagt nicht zu dem verlorenen Sohn: "Nach einiger Zeit, wenn ich sehe, daß du wirklich deine Entschlüsse hältst, werde ich dich wieder in den Besitz meiner Gunst setzen." Nein, im ersten Augenblick, wo der verlorene Sohn seine Sünde bekennt, empfängt ihn Gott voll Freude und kann sich nicht genug tun, um ihn zu ehren und ihn sich heimisch fühlen zu lassen.
Wenn ein Mensch von bloß gewöhnlicher Tugend eine Sünde begeht, so kann er eine zeitlang nicht mehr dasselbe für Gott empfinden als zuvor. Er kann sich die wunderbare Großmut des Gottesherzens nicht wirklich vorstellen. Wenn aber ein Heiliger eine Sünde begeht, läuft er geradewegs zu Gott, wie ein kleines Kind zur Mutter, bekennt demütig seine Schuld ohne Entschuldigung und Beschönigung, wie ein gutes, aufrichtiges, zutrauliches Kind. Im nächsten Augenblick ist er dann ebenso wohlgemut und froh mit Gott wie zuvor. Der Fall bedeutet ihm nichts mehr. Der Heilige begreift die Sünde besser als der gewöhnliche Mensch, aber was noch weit wichtiger ist: er versteht Gott besser. Eines der besten Kennzeichen des Fortschrittes im geistlichen Leben ist diese schnelle Umkehr und der baldige Seelenfriede nach einem Fehler. Du kannst nicht zuviel Vertrauen in Gott haben. Du kannst nicht zu sehr dich seiner Liebe überlassen. Wenn du es tust, ist er sozusagen auf Ehre verpflichtet, dich in besondere Hut zu nehmen, und sei überzeugt, er wird es tun. Es kommt nicht darauf an, was wir tun. Auch nicht ob wir Erfolg haben.
Gott bedarf unseres Guten nicht. Darauf kommt es an, warum wir es tun. Gott verlangt unser Herz, unseren liebenden Gehorsam. Alle Handlungen stehen auf der gleichen Höhe, wenn sie das sind, was Gott will. Eine beredte Predigt halten gilt dann nicht mehr, als ein Mittagsmahl verzehren. Das einzig wertschaffende ist der Wille
Gottes Gott durchrang jedes seiner Leiden für mich, wie wenn sonst niemand da gewesen wäre. Und jedes Leiden wählte er gern und litt es freudig, weil er mich liebt.
Niemals können wir die liebevolle Tiefsinnigkeit und die wachsame Sorge begreifen, womit Gott jeden einzelnen Umstand unseres Lebens anordnet. Wie froh sollten wir darum sein, wenn wir Gelegenheit haben, aus Liebe zu IHM etwas zu leiden. Bemühe dich, allzeit in Gott zu sein. Je armseliger du bist, und je weniger Tugend du besitzt, desto nötiger hast du ihn, und je mehr du dich an ihn anklammerst, desto mehr wird er für dich tun. Unser Selbstgefühl, nicht unser Elend, treibt uns von Gott hinweg. Niemals kannst du ihm zu sehr vertrauen. So geh also freudig vorwärts. Sei nicht länger gedankenlos und unent- schlossen, dich ihm gänzlich anzuvertrauen. In Not und Versuchung vergegenwärtige dir, daß Gott dies zuläßt, um deine Seele für größere Gnaden zu erziehen.
Alles, was uns Gott tut, tut er aus Liebe. .Er liebt uns unendlich mehr, als eine Mutter ihr Kind liebt. Schau nur auf die Tatsachen: aus nichts schuf er dich. ER starb für dich. Täglich gibt er uns seinen Leib, seine Seele, seine Gottheit. Ist es nach all dem wahrscheinlich, daß er uns etwas abschlägt, was zu bekommen uns gut ist? Denken wir an die Worte des heiligen Paulus: "Er, der seinen einzigen Sohn für uns hingab, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?"
Gott verzeiht uns voll und ganz. Weder Beleidigtsein noch Strenge gibt es da, nur Liebe. Aber er behandelt uns, wie es unserer Natur angemessen ist. Solange noch eine Spur von Selbstsicherheit oder Stolz oder Selbstsucht in unserer Seele ist, kann er uns die höheren Gnaden nicht geben. Daher läßt er Versuchung und Dunkelheit zu, damit wir unser Nichts und Elend kennen lernen, und er läßt uns nicht mehr leiden, als notwendig ist.
Gott bereitet deine Seele auf jene Gnaden vor, die er dir geben will. Eile zu ihm in Versuchung, und vertraue ihm alles an! Wenn die Versuchung dich lehrt, daß du aus dir selbst nichts kannst, sondern daß Er alles kann, dann war sie der Mühe wert.
Gott sagte zu einer heiligmäßigen Persönlichkeit: "Meine Allmacht wird begrenzt durch den Umfang deines Vertrauens." Was wir vertrauensvoll von Gott erbitten, wird er uns tun, wenn es begründet ist. Geh besonders zu Gott Vater. Nenne ihn Vater und bitte ihn, seinem Kinde zu helfen, Das rührt sein Herz.
Alles, was Gott in unserem Leben tut oder zuläßt, geschieht aus Liebe, um uns näher zu IHM hinzuziehen. Und das trifft sogar bei jenen Leiden zu, die wir durch unsere eigenen Fehler über uns bringen.
Vertraue Gott restlos und eile mit all deinen Schwierigkeiten zu ihm! Du verwundest sein heiliges Herz und tust ihm weh, wenn du dich ihm nicht anvertraust oder wenn du zu Geschöpfen gehst, um dir durch sie statt von ihm helfen zu lassen.
Je mehr du Gott liebst, desto mehr wirst du ihn wie die zärtlichste und liebevollste Mutter finden. Er hat sich nicht von dir zurückgezogen, doch du hattest solche Zerstreuungen in deiner Seele, daß du seine Gegenwart nicht fühlen konntest.
In Gott ist nichts Enges oder Strenges oder Steifes. Selbst unsere Fehler können ihn veranlassen, uns zärtlicher zu lieben, wenn er uns heilt, und sein Verzeihen knüpft ein neues Band zwischen Ihm und uns. Gott duldet uns nicht, nein, er liebt uns leidenschaftlich, wenn ich dieses Wort gebrauchen darf. Er liebt uns mehr, als wir verstehen.
Deine Aufgabe ist, die Hindernisse zu entfernen, die Gottes Wirken entgegenstehen. Wenn Gott sieht, daß eine Seele bereit ist, Ihm zu geben, was er verlangt, koste es was es wolle, so gibt es nichts, was Gott nicht für diese Seele tun will. Er läßt seine Gnaden einfach auf sie herabregnen. Bitten wir unseren Herrn, daß wir ihn erkennen. Denn ihn erkennen heißt ihn lieben.
Gott ist Licht und Liebe und unerschöpfliche Freude. der vertraute Umgang mit ihm hat nichts Bitteres, und seine Gesellschaft nichts Widriges. Was wunders, wenn seine Diener froh sind in seinem Dienst. Er freut sich an unserer Freude. Er sieht uns lieber froh als traurig. Er mißgönnt uns keinen Freudentag, wenn wir ihn nur überallhin mitnehmen. ER ist Gott. Er kann alles. Lege vor ihm deine Bürde nieder und all deine Sorgen. Denke nicht, daß er nicht alles verstehe. Er allein versteht dich durch und durch. Denn er schuf dich, deine Seele und deinen Leib. Entweder wird er deine Sorgen auslöschen, oder er wird dir die Geistes- und Körperkraft geben, sie zu ertragen. Niemals wird er dich enttäuschen. Er besitzt alle Weisheit und alle Macht, und er liebt dich mehr, als du dir ausdenken kannst.
Wir sollten durch die Welt gehen, indem wir Gottes Hand erfassen. Durch so viel Leid müssen wir in diesem Leben hindurch. Und der ganze Unterschied, ob wir es mit Zufriedenheit oder Qual tun hängt davon ab, ob wir unsere Hand in der Hand Gottes haben oder nicht. Was uns hemmt im geistlichen Leben, ist Mangel an Hoffnung und Vertrauen. Jeder kann heilig werden, wenn er nur glaubt, daß Gott ihn heilig haben will. Warum IHN nur um kleine Dinge bitten? Er gäbe dir lieber Großes als so kleine Armseligkeiten. Der Unterschied zwischen einem Heiligen und einem gewöhnlichen Menschen besteht darin, daß der Heilige viel größer denkt von Gott.
Bruder, Schwester, glaube nicht, du förderst Gottes Sache dadurch, daß du dir selber den Mut nimmst. Im Gegenteil, je mehr dein Mut wächst, desto höher steigst du himmelwärts und läßt die Erde unter dir. Die Hoffnung wird dir Schwingen verleihen. Was du früher für unmöglich gehalten, wird dir leicht scheinen. Der Sieg ist sicher, sobald du an ihn glaubst.
Die Schwierigkeiten werden auf einmal verschwinden, wenn wir es nur zum wirklichen Glauben bringen, wie sehr Gott uns liebt. Unbesiegbare Zuversicht müssen wir haben trotz aller scheinbaren Schwierigkeiten.
Gott nur so ein allgemeines Denken an uns zuzuschreiben, heißt ihm ein unvollkommenes Denken zuzuschreiben. Ein jeder von uns ist durch das Blut des Gottessohnes erkauft worden. Wir sind wichtig für Gott! Wir sind die Vollstrecker seines Willens. Trotz meiner Sünden und Unvollkommenheiten verfolgt er meine ganze Lebensgeschichte mit unaufhörlicher Teilnahme.
Gott ist immer zum Greifen nahe. Gott ist immer in unserem Herzen. Gott umschließt uns von allen Seiten. Er liest all unsere Gedanken. Er kennt zuinnerst jedes hohe Sehnen, jede Furcht, jede Hoffnung unseres Herzens. Er versteht uns so vollkommen, daß er nicht die geringste Erklärung von unserer Seite braucht. Er vermag uns die Lösung der Fragen, die uns quälen, in den Schoß zu legen. Warum ziehen wir IHN nicht häufiger zu Rat? Warum öffnen wir unser Herz nicht seiner Liebe.?
Starre nie rückwärts auf das Vergangene. Halte dich nicht auf, um über eine Torheit nachzudenken, die du gesagt oder getan, oder um sie zu bedauern. Was geschehen, laß geschehen sein. Wir sind eben arme Geschöpfe- und nichts ist so weise, als in der Gegen- wart zu leben.
Hast ist ein Feind des inneren Lebens. Das Schlimmste nach der Sünde ist- zuviel zu tun haben. Eines Tages werden wir sagen: " Hätte ich nur nicht in dieser ewigen Hast gelebt. Die Heiligen lebten lange Tage. Ruhe und Frieden sind stets ihr Merkmal. Man kann ja freilich mitten in der größten Zerstreuung mit Gott vereint sein, doch ist es nicht der gewöhnliche Weg. Laß von dir nicht sagen, du hättest bei Tagesbeginn eine Viertelstunde verloren und müßtest ihr nun den ganzen Tag lang nachjagen. Halte ein wenig inne vor deiner Betrachtung! Gott hört ja nicht auf, im Himmel zu sein, weil du soeben schlechte Nachrichten bekommen hast. Ohne Ruhe wirst du nie große Heiligkeit erlangen.
Die Heiligen wurden nicht an einem Tag vollkommen. Sie brauchten lange Zeit, um ihren Charakter nach dem göttlichen Vorbild zu formen - und was ist mühseliger, als Arbeit an sich selbst? Doch sie waren nicht ungeduldig. Sie waren von erstaunlichem Frohsinn. Nie sagten sie:" Es ist unmöglich, daß ich über das hinauskomme" wie wir so oft versucht sind zu sagen. Sie wußten es besser. Warum sollte es nicht möglich sein? Liebt mich Gott nicht unendlich? Unser religiöses Leben braucht nie- versagenden Frohmut, wenn es blühen soll. Unser Herr sagt: " Kümmert euch nicht- überlaßt alles mir, ich werde Sorge für euch tragen!" Und du vertändelst und vergeudest Zeit und Kraft! Ist das nicht traurig? Wenn etwas bereut sein muß, bereue es, und dann wirf es hinter dich! Ein stilles Bedauern für das Geschehene- gut so! Aber kein ängstlicher Blick in Vergangenes oder Kommendes! Würde es dich freuen, wenn deine Kinder stets zweifelten, ob du sie auch morgen noch lieben werdest? Die Heiligen Gottes lebten in der Gegenwart. Sie taten ihr Bestes, und überließen alles Gott.
Nicht das Lesen frommer Bücher, noch das Hersagen langer Gebete, nicht Kunst noch Wissenschaft bringen das göttliche Kind in unser Herz. Die Liebe, die Sehnsucht nach ihm schaffen allein die Verbindung. Es kostet wirklich Anstrengung, die Axt an die Wurzel zu legen. Wir wissen, was Jesus liebt, was ihm mißfällt. Willst du Gott gewinnen, darfst du den Preis nicht scheuen.
Gott läßt uns das Leben eintönig erscheinen, weil wir sonst zu sehr an ihm hängen würden. Das ist einer der Wege, uns unsere Bestimmung für Gott zum Bewußtsein zu bringen, und wir sollten ihn als einen Teil unserer Erziehung willkommen heißen. Eines der größten Hindernisse unseres geistlichen Fortschrittes ist die Idee, daß Gott aus diesem oder jenem Grunde mit uns unzufrieden sei. Die meisten von uns sind Schwarzseher im religiösen Leben.
Wir denken: "Es wäre gar nicht recht, wenn Gott mir große Gnade verleihen würde, da ich schon zuviel Gnade zurückgewiesen habe." Solche Gedanken kommen vom Teufel. Gott liebt jeden von uns so innig, daß wir es gar nicht fassen können. Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns und vermißt uns, wenn wir zögern.
Alles, was uns Gott in unserer irdischen Prüfungszeit schickt, soll nur dazu führen, ihn zu lieben. Er läßt Versuchungen zu- um unserer größeren Vollkommenheit willen. Ist es nicht ermutigend und tröstend zu wissen, daß wir nirgends in der Welt Gott besser dienen können, als gerade in den Verhältnissen, in die wir hineingestellt sind? Fürchte dich nicht vor Vermessenheit. Er sagt: "Meine Arme sind ausgebreitet, komm zu mir."
Gott urteilt über uns als Einzelne, nicht als Teile einer Gemeinschaft. Jeder von uns existiert für ihn, als ob sonst niemand mehr da wäre .
Es ist nicht gut, unser Leben in " soviel Zeit für Gott" und " Soviel Zeit für die Welt" zu teilen. Wir sollen Gott in allem bei uns haben. Ein Heiliger unterscheidet sich von einem Sünder nicht dadurch, daß er hundert Gebetsweisen hat. Der Heilige kann lange Zeit nur von einem einzigen Gedanken erfüllt sein. Gott kann im Konzertsaal zu uns sprechen. Gottes Einsprechungen treffen uns, wo wir sie am wenigsten erwarten. Es ist nicht meine Absicht, den Gebrauch der Gnadenmittel zu unterschätzen, nur um euch Mut zu machen. Aber wir glauben nie genug daß Gott uns immer nahe ist. Sei überall seiner Gnade gewärtig. Manche scheinen zu glauben, wir hätten bei Gott nur gewisse Audienzstunden.
Gott ändert sich niemals. Wenn er eine Sünde verzeiht, dann ist sie verziehen und aus sei- nem Gedächtnis ausgelöscht. Gott fährt nicht fort, einen Groll zu tragen, wie wir es so oft tun. Gott sagt nicht, wie wir so oft sagen: " Ich verzeihe dir. Wir können jedoch nie mehr wieder die Alten sein." Gerade diese Schwierigkeit, zu glauben daß Gott ganz und gar verziehen hat, hindert wahrscheinlich viele daran, große Heilige zu werden.
Nehmen wir einen hohen Standpunkt ein, und halten wir von der Sünde, was Gott von ihr hält. Was hat es zu bedeuten, was die Welt sagt, wenn Gott etwas anderes sagt? die Welt wird uns nicht richten. Sie wird selbst gerichtet werden. Ob es wirklich nur eine Kleinigkeit ist, wer hat zu entscheiden?
ie sehr scheinen alte Schulden, frühere Sünden unser Herz kalt und hart zu machen. Und doch, nicht sie bilden die Ursache. Denn sie wurden uns ja jedesmal verziehen, wenn wir sie bereuten. Es sind unsere törichten Gedanken darüber, die uns schaden und uns die Finger so zögernd an der Türklinke festhalten lassen. Sei geduldig mit deinen Fehlern. Du bist nun einmal so- leider bist du so. Sei wohl traurig deswegen, aber nicht ärgerlich! Nimm es an! Sage dir: "Wenn es einen eingebildeteren Menschen gäbe als mich, es würde mich sehr erstaunen." Ich bin überzeugt, würde man diesen Wink befolgen, dann würde man anfangen, demütig zu sein. Ich bin ganz deiner Meinung, daß du voll Einbildung bist, aber trage es, bleibe dabei geduldig. Du zeigst ja, wie stolz du bist, indem du es so eilig hast, demütig zu werden! Du weißt: wenn du demütig wärest, wärest du heilig. Du bist stolz gewesen- laß es ruhig dabei bewenden!
Oder du warst äußerst ungeschickt- laß es dabei bewenden! Je weniger du Gesprochenes überdenkst, um so besser! Es drückt dich, daß du einen ungünstigen Eindruck erweckt hast- laß es dabei bewenden! Denn wenn du es ehrlich bedenkst, wirst du bald herausfinden: Ich bin ja gar nicht traurig, weil ich Gott mißfallen habe, sondern weil ich mein Selbstgefühl oder die gute Meinung bei anderen eingebüßt habe. Das ist weder Reue noch Demut. Verteidigt euch so wenig wie möglich! Wie viel kostbare Zeit verschwenden wir, um zu beweisen, daß wir tatsächlich wissen, wo Timbuktu liegt. Laßt den Fall ruhig zu euren Ungunsten ausgehen. Das ist ein ausgezeichneter Weg, um Gott näher zu kommen. Es hat keinen Pfifferling zu bedeuten, was andere Leute über euch denken, ausgenommen natürlich dann, wenn ihr in einer Verantwortung steht und andere davon abhängen. Ihr seid in Gottes Hand. Sprecht mit ihm darüber. Und kein Schaden wird daraus hervorgehen.
Wenn wir näher zu Gott kommen wollen, dann geschieht es nicht durch hohe Gedanken, noch durch äußeren Kraftaufwand, sondern durch Güte.
Es gibt keinen kürzeren Weg, Barmherzigkeit zu erlangen, als sie zu üben.
Einen Menschen, der mir im Zusammenleben Schwierigkeiten bereitet, soll ich betrachten als eigens gesandt, um mir bei der Selbstüberwindung zu helfen. Und just diesem Menschen gegenüber habe ich eine besondere Mission zu erfüllen.
Wenn Gott uns prüft und heimsucht, so tut er es nur, um uns näher an sich zu ziehen. Sein ganzes Verhalten gegen uns fußt auf der Liebe. Verkehre mit ihm auf dieser Grundlage.
Wir machen ihm keine Freude damit, daß wir mit Furcht vor ihn treten. Waren wir große Sünder, so brauchen wir um so mehr Liebe. Wenn du vor ihn trittst, mache keine Einleitung so lang und umständlich wie ein Landesgesetz. Selbst wenn du einen Fehler begangen hast, stell dich nicht in eine Ecke und schluchze sorgenvoll, was nun Gott mit dir anfangen wird.
Sobald Gott sieht, daß dir eine Sünde wirklich leid tut, verzeiht er dir und denkt nicht mehr daran. Eine herzliche Reue, mehr verlangt er nicht. Es gefällt ihm nicht, wenn du ihm eine Woche fernbleibst, weil du gestrauchelt bist. Und doch, wie oft machen wir diesen schweren Fehler, der von unserer falschen Einstellung zu Gott kommt. Fassen wir die ausgestreckte Hand Gottes, wie es sich geziemt, und bitten wir Maria unsere Mutter, sie möge uns lehren, wie wir ihm dienen und Freude machen können.
Um offen die Wahrheit zu sagen: das Maß unseres Gottvertrauens und unserer Selbsthingabe ist das Maß unseres Fortschritts im Heiligwerden. Wenn wir im Dienste Gottes lässig sind, indes unsere Lebensuhr abläuft, so ist der Grund nicht etwa, daß wir schwach sind oder eine unbefriedigende Vergangenheit hinter uns haben oder gegenwärtig quälende Versuchungen erleiden. Denn in all diesen Dingen ist Gott bereit, uns mehr als genug zu helfen, wenn wir uns nur helfen lassen. P. Faber sagt: "Das Übel aller Übel ist der Mangel an Vertrauen." Beständiges Vertrauen sichert uns Gottes Hilfe- sonst hungert unsere Seele mitten im Überfluß und stirbt vor Durst an den Quellen des lebendigen Wassers.
Was erwartet Gott denn von mir?" Er erwartet, daß du das Leben nimmst, wie es ist, und deine Prüfungen und Enttäuschungen so ruhig wie möglich trägst. Leeres Klagen darüber, daß die Dinge so anders sind, als sie sein sollten, müssen wir vermeiden. Die Dinge werden nicht besser durch Kümmern und sorgen, sondern durch Frohsein und Glücklichsein.
Eine bevorzugte Dienerin Gottes bat ihn, ihre Oberin von gewissen Temperamentsfehlern zu befreien. "Nicht im geringsten" antwortete der Herr "diese Fehler sind dir und ihr nützlich. Sie tun ihr so leid, daß ich sie umso mehr liebe."
Es ist besser, zwei Eier zu nehmen und zu denken: "Ich kann mich wirklich nicht beherrschen", als nur ein Ei zu nehmen und zu staunen, wie kurz es noch gehen müsse bis zu meiner Heiligsprechung.
Dem äußeren Schein nach war das Leben Jesu ein verfehltes. Und das wird auch bei uns oft der Fall sein. Aber gerade dann sind wir ihm am ähnlichsten. Und gerade in unserem Mißerfolg liegt in Gottes Augen unser wahrer Sieg.
Gott ist von wundervoller Nachsicht für uns, aber wir tun nicht das Unsere. Wir werden nie in ein richtiges Verhältnis zu Gott kommen, solange wir nicht an seine wirkliche Liebe zu uns glauben. Er verzeiht uns ganz. Denn Er weiß, wie schwer es für uns ist, beständig und gut zu sein. Begehe nicht den ungeheuren Fehler, es noch für tugendhaft zu halten, wenn du nicht zu hoffen wagst, in Gottes Gnade zu stehen. Du kannst nicht tief genug überzeugt sein, daß Gott unendlich barmherzig ist!
Wenn wir schwer leiden, haben wir die tröstliche Gewißheit, daß große Gnaden unser harren, sobald wir dafür aufnahmefähig sind.
Was immer Gott für uns auswählt, es ist das Beste. Alles was wir zu tun haben, besteht darin, daß wir alles ihm überlassen und zwar alles, was uns angeht, sogar unsere Heiligung. Hören wir auf, um unser kleines Ich ängstlich besorgt zu sein. Wir sind es gar nicht wert. Gott allein ist wahrer Beachtung wert. Heften wir unseren Blick auf ihn. Wir werden in ihm stets neue Schönheiten entdecken, neue Gründe ihn zu lieben- so unendlich viele, daß sie uns nicht nur während der kleinen Weile unseres Erdenlebens, sondern in alle Ewigkeit fesseln werden.
Es ist das sicherste Zeichen, daß wir Gott näher ommen, wenn wir zartfühlender werden. Christus liebt einfältige, kindliche Menschen, die bereit sind, in seinem Dienst etwas zu wagen. Es gibt leider allzu viele Leute, die über jedes Wagnis im Dienst Gottes kaltes Wasser schütten möchten. Wenn du deinem Ziel entgegenstrebst und jedes mal einen großen Seufzer der Erleichterung ausstößt, sobald eine Schwierigkeit vorüber ist, so befürchte ich sehr, daß du überhaupt nicht die Richtung auf Gott hast. Wenn dein Leben dem eines Weltmenschen gleicht- stets Vergnügen bei der Hand, von allen bewundert und geliebt, stets Erfolg und schließlich ein ruhiger Tod, danach- wie du selber meinst- Überführung in den Himmel, so sage ich dir, dieses Leben ist sehr verdächtig. Es hat einen großen Fehler: es stimmt nicht mit der Heiligen Schrift überein.
Wahre Religion ist stetes Gottesbewußtsein Wenn wir Gott Freude machen wollen dann machen wir sie ihm und zwar den ganzen Tag. Wenn wir mit ihm eins sein wollen, dann sind wir es. Beten besteht nur in einem: mit Gott in lebendige Verbindung kommen wollen. Einige Leute meinen, Gott wolle unterrichtet werden und erzählen ihm eine lange Geschichte. Wenn sie es in Einfalt tun, ist es ein ganz gutes Gebet. Aber wenn euch nicht nach Worten verlangt, kommt einfach und gebt euch Gott hin! Es braucht überhaupt keine Worte. Vergeßt nicht, daß die Heiligung von Gott kommt und nicht von uns! Verlegt euch nicht zu sehr darauf, die herrlichen Gebete der Heiligen zu verrichten. Gott will eure Stimme hören, nicht die Stimme eines anderen." hr sollt allezeit beten" nicht nur zu bestimmten Zeiten. Gott wohnt im Innersten meines Herzens. Nicht Worte will er, aber beständigen Dienst.
Wenn es dir nur ernst ist, wirst du zu Gott gelangen. Denn er sehnt sich danach, sich dir zu geben.
Bei Gott ist nichts unmöglich. Sprechen wir mit ihm, der die Fäden der ganzen Schöpfung in Händen hält, der allweise und allmächtig ist, dessen Willen niemand aufhalten kann, so ist es lächerlich, von Schwierigkeiten zu reden, außer von solchen, die wir uns selber bereiten. Wir können um zuwenig bitten. Wir können nicht um zuviel bitten. Wir können nicht zu gut von Gott denken. Wir können seine Freigebigkeit nicht überschätzen. Wer törichterweise nicht glauben will, daß Gott seine Freundschaft sucht, der bindet ihm die Hände. Man braucht nicht in die Wüste gehen, um ein Heiliger zu werden. Daß Heiligkeit von äußeren Umständen abhänge, das ist die allergrößte Selbsttäuschung. Du hast in der Welt als Mann oder Frau besser Gelegenheit, heilig zu werden, als ein Karmelit- wenn du da bist, wo Gott dich haben will.
Weil Gott allein unendlich weise und allmächtig ist, ist es sein besonderes Vorrecht, jedes einzelne Leben so zu leiten und zu regeln, als ob just diese Seele der Mittelpunkt des Weltalls wäre, als ob alle Dinge allein und gänzlich auf ihren Fortschritt hingeordnet wären.
Du kannst dich nicht genug darauf verlassen, daß Gott dir helfen wird- aber nicht, daß er es zu einer von dir bestimmten Zeit und auf diese oder jene von dir zurecht elegte Weise tun wird.