Deine Zeit und deine Kraft gehören GOTT. Vergeude sie nicht damit, die Hunde, die dich auf dem Wege anbellen, mit Steinen zu bewerfen. Beachte sie nicht.
Gelassenheit. Was willst du dich ärgern, wenn du damit Gott beleidigst, deine Mitmenschen belästigst, dir selber eine schlechte Stunde bereitest...und dich schließlich doch wieder beruhigen mußt?
Das Tun ist ohne das Gebet nichts wert: das Gebet wird wertvoller durch das Opfer.
"Et in meditatione mea exardescit ignis".Wenn ich betrachte, beginnt ein Feuer zu lodern. Das ist der Sinn deines Gebetes: ein Feuer zu werden lebendiges Glühen, das Wärme und Licht verbreitet.
Um einer kleinen irdischen Liebelei willen hast du eine Menge Erniedrigungen durchgemacht. Glaubst du wirklich, Christus zu lieben, und erträgst um seinetwillen diese Demütigung nicht?
Der Schmerz drückt dich zu Boden, weil du dich vor ihm duckst. Nimm ihn tapfer an, im Geiste Christi. Du wirst ihn schätzen lernen wie ein wertvolles Geschenk.
Sage nie: dieser Mensch fällt mir auf die Nerven. Denke: er hilft mir, heilig zu werden.
Einem Menschen dessen unmittelbarer Vorgesetzter grob und jähzornig war, legte der Herr die Worte in den Mund: Vielen Dank mein Gott, für diesen wahrhaft göttlichen Schatz; denn wann wird man jemanden finden, der gleich wegen jeder Freundlichkeit nach mir ausschlägt wie ein Pferd?
Was dich nicht zu Gott führt, ist Hindernis. Reiß es aus und wirf es weit weg.
Ich nenne dir die wahren Schätze des Menschen auf dieser Erde, damit du sie dir nicht entgehen läßt: Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Schmerz, Schande, Armut, Einsamkeit, Verrat, Verleumdung.
Jener Mann traf ins Schwarze der sagte, daß Leib und Seele zwei Feinde sind, die sich nicht trennen und zwei Freunde, die sich nicht ausstehen können.
Der Freude des armseligen Menschen haftet, auch wenn sie einen übernatürlichen Grund hat, immer ein Beigeschmack der Trauer an. Was hattest du dir gedacht; Hier unten ist der Schmerz das Salz unseres Lebens.
Welche Angst haben die Leute vor der Sühne! Würden sie in der rechten Absicht, Gott zuliebe all das tun, was sie auf sich nehmen, um vor der Welt eine gute Figur abzugeben, wie heilig wäre mancher Mann und manche Frau!
Dein größter Feind bist du selbst.
Mit DIR, JESUS ist der Schmerz voller Freude und das Dunkel voller Licht.
Wenn du den übernatürlichen Sinn deines Lebens aus dem Blick verlierst, ist deine Liebe bloß Menschenfreundlichkeit, deine Reinheit bloß Anstand; deine Abtötung bloß Dummheit; deine Selbstzucht bloß Geißel; und all deine Werke sind nutzlos.
Das Schweigen ist wie die Wache am Tor des inneren Lebens.
Es gibt nichts Besseres auf der Welt, als in der Gnade Gottes zu leben.
Die Bekehrung ist Sache eines Augenblicks. Die Heiligung ist ein Werk für das ganze Leben.
Du magst noch so mächtig sein. Deine Herrschaft scheint mir traurig und lächerlich, wenn du nicht Herr deiner selbst bist.
Daß das Leben des Menschen auf der Erde ein Kriegsdienst ist, das sagte schon Hiob vor vielen Jahrhunderten. Noch immer gibt es Bequeme, denen das anscheinend nicht aufgegangen ist.
Du sagst mir; Ja, du willst es. Gut aber willst du es so, wie ein Geizhals sein Geld will, wie eine Mutter ihr Kind liebt, wie ein Streber nach Ehren verlangt, wie ein unglücklicher Lüstling nach seiner Befriedigung sucht? Nein? Dann willst du auch nicht.
Sei kein Pessimist. begreifst du nicht, daß alles was geschieht und geschehen mag, zum Guten führt? Dein Optimismus muß notwendig aus deinem Glauben folgen.
Zu wissen, daß du mich so sehr liebst, mein Gott und ich habe noch nicht den Verstand verloren? Wenn ein Mensch gestorben wäre, um mich vor dem Tode zu bewahren! Es starb Gott. Und ich bleibe gleichgültig.
Wo du doch selber so erbärmlich bist, was wunderst du dich, daß die anderen auch ihre Fehler haben?
Du erkennst, daß du erbärmlich bist. Und du bist es. Trotzdem- noch mehr: gerade deshalb suchte dich Gott. Er verwendet immer unzulängliche Werkzeuge, damit man siehst, daß das "Werk" Seines ist.
Wenn du dich Gott wirklich hingibst, wird es nichts mehr geben, was deinen Optimismus erschüttern könnte.
Laß dich nicht irre machen. Die Klugen dieser Welt haben die Werke Gottes schon immer für verrückt erklärt. Vorwärts, Kühnheit.
Die Liebe zu unserer lieben Frau und Gottesmutter Maria ist ein Zeichen guten Geistes bei Gemeinschaften und bei einzelnen Menschen. Traue keinem Unternehmen, dem dieses Zeichen fehlt.
Wir müssen die Routine meiden wie den Teufel selbst. Das große Mittel, um nicht in diesen Abgrund, das Grab der wirklichen Frömmigkeit zu stürzen, ist die ständige Gegenwart Gottes.
Gott ist immer derselbe. Was not tut, sind glaubende Menschen: dann werden sich diese Wunder wieder ereignen, von denen wir in der Heiligen Schrift lesen. Der Arm Gottes, seine Macht ist nicht kleiner geworden.
Herr, jeden Tag vertraue ich weniger auf mich und mehr auf dich.
Man erzählt, daß jemand der im Gebet zum Herrn sagte: "Jesus, ich liebe dich" vom Himmel die Antwort hörte: "In Werken lebt die Liebe und nicht in schönen Worten."
Ich weiß nicht, warum du erschrickst. Die Feinde Christi waren immer wenig objektiv. Lazarus stand vom Tode auf. Da hätten sie sich ergeben müssen und die Gottheit Christi bekennen. Aber nein: Wir wollen den töten, der Leben gibt, sagten sie. Heute wie gestern.
Johannes hatte mit sich selber immer Schwierigkeiten und er sagte sich immer: Nimm dich nicht so wichtig. Damit er als Diplomat nicht immer ins Fettnäpfchen trat, formulierte er einige Vorsätze, die er dann bis 10 Stück ausbauen musste. Bekannt wurden sie als Dekalog der Gelassenheit.
1.Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
2.Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur mich selbst.
3.Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die anderen, sondern auch für diese Welt.
4.Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
5.Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
6.Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen, und ich werde es niemandem erzählen.
7.Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt.
8.Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten - , dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9.Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte glauben.
10.Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: der Hetze und der Unentschlossenheit.
Feinde von außen brauchen wir nicht zu fürchten, der eigentliche Feind sitzt in uns selbst. Jede Neugier und alles unstete Umherschweifen des Geistes füttert die Seele mit Schadstoffen.
Als einige Brüder das hell leuchtende Licht seines tiefen Schriftverständnisses bewunderten, und ihn nach dem Sinn einiger Schriftstellen fragten sagte Abbas Theodor: Wer in die Kenntnis der Heiligen Schrift eindringen wolle, dürfe keineswegs seine Mühe auf das Studium von Kommentaren verwenden, er müsse vielmehr seinen ganzen geistigen Fleiß und die Spannkraft seines Herzens für die Reinigung von den Sünden des Fleisches auf- bieten. Seien diese ausgetrieben und die Decke der Leidenschaften weggezogen, so würden die Augen des Herzens die Mysterien der Schriften auf geradezu natürliche Weise zu schauen beginnen. Was uns die Mysterien dunkel macht, das ist die Decke der Sünden über den Augen unseres Herzens.
Ein Wort des seligen Makarius: "Man muß fasten, als hätte man Aussicht hundert Jahre zu leben. Und man muß seine Emotionen zügeln, Beleidigungen vergessen, lähmenden Trübsinn verscheuchen, Schmerzen ertragen und Verluste hinnehmen - als würde man heute sterben."
Wenn der Zorn in unserem Herzen haust, dann wird das Auge unseres Herzens verfinstert. - Mit Gift im Herzen kann man nicht beten.
Wir entschuldigen gerne unser Versagen mit der Behauptung, unsere Brüder seien daran schuld, nicht unsere Ungeduld.
Die Reife des Herzens erlangt man nicht durch Absonderung von den Menschen sondern durch die Tugend der Geduld. Wenn wir geduldig sind, dann können wir selbst mit solchen in Frieden leben, die den Frieden hassen. Sind wir ungeduldig, dann geraten wir sogar mit denen in Streit, die vollkommen und besser sind als wir.
Das überaus verderbliche Laster des Trübsinns können wir aus uns austreiben, indem wir unseren Geist durch beständige geistliche Meditation vor einem Vakuum bewahren und ihn durch die Hoffnung auf die ewige Zukunft und die Kontemplation der verheißenen Glückseligkeit aufrichten- auf diese Weise werden wir aller Arten von Traurigkeit Herr werden, mögen sie durch vorausgehenden Zorn oder durch Vermögensverluste bedingt sein, mögen sie aus erlittenem Unrecht oder aus unentwirrbaren Konflikten stammen, die uns in tödliche Verzweiflung stürzen. Was ewig ist und Zukunft hat, das Jenseits, das sollen wir ausdauernd, in Freude und unverrückbar vor Auge haben. Dann werden wir uns nicht durch momentane Zwischenfälle niederdrücken und durch das Glück des Augenblicks zur Überheblichkeit verführen lassen, denn beides ist relativ und geht schnell vorüber, wenn wir es genau betrachten.
Ohne Gott erlangen wir nichts, denn daß ein gutes Werk gelingt, das ist Gnade.
Unnmöglich können wir vermeiden, daß vielerlei Gedanken durch unseren Kopf gehen. Möglich aber ist es, sie mit allem Fleiß entweder anzunehmen oder zu verwerfen. Der Mensch hat die Freiheit der Wahl. Und es liegt in unserer Macht, das Niveau unserer Gedanken zu heben: Entweder füllen heilige und geistliche Gedanken den Raum unseres Herzens auf, oder es wuchern die irdischen und fleischlichen.
Alles was Gott uns auferlegt, mag es im Augenblick auch traurig oder freudig erscheinen, wird vom allerliebsten Vater und allergütigsten Arzt zu unserem Nutzen verfügt.
Nur der wird aus der Tiefe des Herzens beten können, der vertraut, daß Gott alles- mag es äußerlich als Glück oder Unglück erscheinen- zu unserem Nutzen lenkt, und daß ER um das Heil und das Wohl der Seinen aufmerksamer besorgt ist, als wir es selbst für uns sein könnten.
Wollen wir von Gott milde und nachsichtig gerichtet werden, dann müssen wir denen gegen über mild und nachsichtig sein, die uns Arges angetan haben.
Ist es nicht oft so, daß wir das unserem wirklichen Heil Entgegengesetzte verlangen und es also für uns besser ist, wenn Gott uns nicht erhört, weil er besser weiß, was uns not tut? Laßt uns darum allen Bitten am Schluß den Satz anfügen: "Aber nicht wie ich will, sondern wie DU willst."
Wenn all unser Lieben, all unser Sehnen, alles Mühen, alles Suchen all unser Denken, wenn unser ganzes Leben, unser Sprechen und Atmen GOTT sein wird, dann wird unser Herz und unser Geist von jener Einheit geprägt, die der Vater mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater ist.
Das ist überhaupt der Zielpunkt der ganzen Vollkommenheit: das von aller schwer- dumpfen egoistischen Verhaftung befreite Herz Tag für Tag zu den erhabenen Höhen geistlicher Wirklichkeiten zu erheben, bis alles Sinnen und Trachten ja jeder Herzschlag ein einziges und immerwährendes Gebet werde.
Es ist ein sicheres Zeichen, daß eine Seele noch nicht von der Hefe der Laster gereinigt ist, wenn sie aus der Tiefe des Gefühls mit fremden Fehlern nicht Mitleid hat, sondern die harte Strenge des Richters zeigt.
Die Fülle der erhabenen Liebe läßt sich nicht verwirklichen ohne ein keusches Leben. Liebe und Keuschheit sind wie eine doppelte Siegespalme, zwei glückliche Schwestern, so eng miteinander verbunden, daß man die eine nicht ohne die andere haben kann.
Ein Mensch, der durch ein lasterhaftes Leben abgestumpft und in seinen Leidenschaften verstrickt ist, nimmt nicht das Geringste wahr von dem, was Gott den Menschen schenkt.
Wer das Laster nicht meidet, strebt vergeblich Gott zu schauen heißt es doch:" Der Geist Gottes haßt den Heuchler. Er wohnt nicht in einem Leib, der Sklave der Sünde ist."
Eine unreine Seele wird niemals zu geistlicher Wissenschaft gelangen, selbst wenn sie sich die Schriftlesung noch so viel Schweiß kosten läßt. Gießt doch auch niemand kostbares Salböl oder besten Honig oder sonst eine wertvolle Flüssigkeit in ein unsauberes Gefäß. Eher wird nämlich das Reine verdorben, als das Verdorbene gereinigt. Solange es nicht vollkommen vom übelriechenden Gestank der Laster befreit ist, kann das Herz den Wohlgeruch des Segens nicht in sich aufnehmen, und solange kann es auch die geistliche Wissenschaft nicht erlangen und die Worte der Schrift, die süßer sind als Honig und Honigseim nicht unbefleckt bewahren.
Sei also bei allem schnell zum Hören, langsam zum Reden, damit nicht das Wort Salomons auf dich zutreffe: "Wenn du einen Mann siehst, der schnell mit Worten dabei ist, so wisse, daß ein Tor mehr Hoffnung hat als er." Und schon gar nicht nimm dir heraus, irgend jemanden durch Worte etwas lehren zu wollen, was du nicht selbst zuvor in deinem Tun verwirklicht hast."
Gespräche und Briefe des Karmeliterbruders Laurentius
Ich sah den Bruder Laurentius zum ersten Mal am 3.August 1666. Er erzählte mir, wie sich seine Bekehrung zugetragen habe und sagte folgendes:
Gott hat mir eine besondere Gunst zuteil werden lassen, indem er mich im Alter von 18 Jahren zu sich bekehrte. Das kam so: In einem Winter betrachtete ich einmal einen Baum, wie er kahl und entblättert dastand, der dann im Frühling Blüten und im Herbst reife Früchte trug. Bei diesem Anblick empfing ich einen so starken Eindruck von der Vorsehung und Allmacht Gottes, daß er sich unauslöschlich tief in meine Seele senkte. Diese innerste Berührung hat es vermocht, mich vollständig von der Welt loszureißen. Sie hat eine solche Liebe zu Gott in mir entzündet, daß ich nicht einmal sagen kann, ob sie in den 40 Jahren, seitdem ich Ihm diene, an Glut und Kraft überhaupt noch wachsen konnte. Ich war damals Diener bei dem Schatzmeister Fieubert. Unbeholfen und plump, vielleicht gutmütig aber tölpelhaft zertöpperte ich ungefähr alles, was mir in die Finger kam. Ich trat ins Kloster ein und war der Meinung, ich würde dort Gelegenheit finden, für meine Dummheiten und Vergehen, die ich begangen hatte, zu büßen. Aber Gott enttäuschte mich gründlich: Er ließ mich lauter Freude und innere Zufriedenheit Darin finden. So handelte Gott mit mir. So sollten wir alle- von Gottes Gegenwart stündlich, ja immer durchdrungen- und ohne Aufhören mit Ihm unterhalten und verkehren. Ist es nicht eine Torheit, den Umgang mit IHM zu verlassen, um sich allen möglichen Tändeleien und Vergänglichkeiten hinzugeben?
Wir müssen unsere Seele nähren und unterhalten mit hohen Vorstellungen von Gott. Das bringt jedem eine unaussprechliche Freude, der ernstlich versucht, sich IHM ganz hinzu- geben. Dazu muß der Glaube in uns lebendig und stark werden. Es ist so unsagbar bedauernswert, daß wir so wenig Glauben haben. Wir haben den Pfad des Glaubens so sehr verloren, daß wir gar nicht mehr wissen, was überhaupt Glaube ist, und anstatt daß der Glaube unser Führer und unsere Richtschnur ist, geben wir uns mit vielem Eifer an alle möglichen Dinge hin, die doch so wandelbar sind. Der Weg des Glaubens ist der Sinn der Kirche. Er genügt, um uns auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit zu bringen.
Sich ganz und gar aufgeben und sich ganz und gar an Gott hingeben! Das gilt für die zeitlichen Dinge und es gilt für die geistlichen Angelegenheiten. Suchen wir unser Vergnügen einzig und allein nur noch darin, Seinen Willen zu erfüllen. Er mag uns durch Leid führen oder mit seinen Tröstungen heimsuchen, all das wird uns gleich sein, wenn wir in der Tiefe unserer Seele uns Ihm ganz ergeben haben.
Um zu jener heiligen Ergebung zu gelangen, wie Gott sie von uns fordert, müssen wir über alle Bewegungen der Seele, vor allem aber auf unsere Leidenschaften ein wachsames Auge haben. Denn sie mischen sich gern in unsere geistigen und in unsere leiblichen Handlungen. Aber gerade in unseren Gemütsbewegungen und Leidenschaften gibt Gott sein inneres Licht jedem, der Ihm ernstlich dienen will.
Ich erwarte nach den Tagen der Lebensfreude, die Gott mir gegeben hat, nun auch mein gerüttelt Maß von Leid und Kreuz. Doch ich bin darob nicht bekümmert, denn ich weiß sehr wohl, daß Gott mir seine Kraft nicht versagen wird, auch zu ertragen, was er mir sendet. Denn aus mir selbst vermag ich nichts.
Wenn ich eine Gelegenheit habe, etwas Gutes zu tun, wende ich mich ganz kindlich an Gott und sage Ihm: Mein Gott, ich kann dies nicht tun, wenn Du mir nicht hilfst. So bete ich und dann erhalte ich Kraft von oben- mehr als genug. Wenn ich gefehlt habe oder meine Pflichten verletzte, bekenne ich meine Fehltritte vor Gott. Ich sage Ihm wieder ganz einfältig: Herr, ich werde es nie anders machen, wenn Du mich mir selbst überläßt. Du allein kannst es hindern, daß ich falle, und nur Du kannst bessern, was verkehrt in mir ist. Danach mache ich mir weiter keine Gedanken mehr. Man muß in der größten Einfalt mit Gott umgehen. Man muß freimütig und offenherzig mit Ihm reden und seine Hilfe von Ihm begehren in allen Angelegenheiten, die uns treffen. Er wird sie uns dann nie versagen. Ich habe das oft an mir erfahren.
Wenn mich Drangsal befällt, befrage ich niemand und spreche mich bei niemand aus: Durch das Licht des Glaubens weiß ich, daß Gott um mich ist. Ich finde Trost und Frieden indem ich alles, was ich tue, vor Ihm tue, d.h. mit dem einzigen Wunsch, Ihm zu gefallen, mag es kommen wie es will. Unnütze Gedanken verderben alles. Mit ihnen beginnt jedes Übel. Wir müssen sie daher mit Entschiedenheit zurückweisen, sobald wir ihren Ansturm auf die Beschäftigung, die wir gerade ausüben, oder auf unser Seelenheil allgemein bemerken
Alle körperlichen Abtötungen und sonstige geistigen Übungen sind ohne Nutzen, wenn sie nicht dazu dienen, einzig und allein durch die Liebe die Vereinigung mit Gott herbeizuführen. Ich habe das immer wieder erfahren und ich kenne daher den kürzesten Weg, der unmittelbar zu Gott führt. Es ist dieser: Alles immer nur aus Liebe zu IHM zu tun und alle Dinge seinetwillen verrichten.
Wir müssen einen großen Unterschied machen zwischen den Werken des Verstandes und den Werken des Willens. Was wir mit unserem Verstande vor Gott tun, gilt meistens wenig vor Ihm. Was wir im Willen Ihm unterwerfen, gilt alles. Unsere einzige Aufgabe ist, Gott zu lieben und uns an Ihm zu erfreuen.
Alle Arten der Abtötung können nicht eine einzige Sünde tilgen, wenn nicht einzig und allein die Liebe zu Gott in ihnen lebt. Wir wollen immer wieder, ohne große Ängstlichkeit die Vergebung unserer Sünden vom Blute Jesu Christi erwarten, und wir wollen danach streben, Ihn zu lieben mit allen Kräften unseres Herzens. Es scheint, daß Gott seine größten Liebeserweise den größten Sündern zukommen läßt als besonderes Zeichen seines abgrundtiefen Erbarmens.
Wenn ich bisweilen eine längere Zeit nicht im Gedanken an Gott gelebt habe, beunruhige ich mich deswegen nicht, sondern ich bekenne Gott meine ganze Jämmerlichkeit und wende mich zu Ihm mit umso größerem Vertrauen, je mehr ich darüber zerknirscht bin, daß ich Ihn vergessen konnte. Durch unser Vertrauen ehren wir Gott. Je mehr wir Ihm vertrauen, desto mehr ehren wir Ihn und ziehen große Gnaden auf uns herab.
Ich bin in meinen alltäglichen Beschäftigungen mehr mit Gott vereinigt, als wenn ich mich aus der Arbeit zu besonderen Stunden des Gebetes zurückziehe, von denen ich gewöhnlich mit größerer Trockenheit des Geistes zurückkehre.
Die vollständige Preisgabe des Menschen an Gott ist der sicherste Weg zu Ihm, ein Weg, auf dem uns immer ein Licht leuchtet, so daß wir den Pfad sehen, den wir zu wandeln haben.
Bei Beginn des geistigen Lebens müssen wir mit aller Treue unsere Pflicht tun und Selbst- verleugnung üben. Dann aber folgen danach unaussprechliche Beglückungen und tiefe Freuden. Kommen Schwierigkeiten und Nöte brauchen wir nur dies: zu Jesus Christus unsere Zuflucht nehmen und Ihn um seine Hilfe bitten. Sein Beistand macht alles leicht.
Viele machen deswegen keine rechten Fortschritte im christlichen Leben, weil sie in Bußübungen oder anderen besonderen Übungen für das geistige Leben (Exerzitien) stecken bleiben und dabei die Hauptsache vergessen: daß nämlich die Liebe zu Gott doch einzig und allein Zweck und Ziel solcher Übungen sein kann. Wo das nicht beachtet wird, tritt es schon bald klar in den Handlungen und Werken der betreffenden Menschen in Erscheinung. Daher kommt es denn auch, daß wir so wenig echte Tugend finden.
Um zu Gott zu kommen haben wir weder Klugheit noch Wissenschaft nötig. Nur eins ist not: ein redliches und festes Herz, dass nichts sucht als Ihn, und das in allem auch nur wieder Ihn sucht- und das Ihn nur darum sucht, um Ihn zu lieben, IHN allein. Das allein ist not, ein kühner, fester Entschluß, allem ein für allemal zu entsagen und uns Ihm zu übergeben, mit dem wir von da ab einen ständigen Umgang führen dürfen. Ein vertrauensvoller Umgang muß es sein, ohne hohe Geheimnisse; er sei lauter und rein! So will es Gott. Wir bedürfen dabei jener beglückenden Erkenntnis, daß Gott in uns, in unserem tiefsten Seelengrunde wohnt, und daß wir uns dort jeden Augenblick an Ihn wenden können.
Gott gibt uns allzeit sein Licht in unseren Zweifeln, wenn wir nur ernstlich danach streben, Ihm zu gefallen und alles aus Liebe zu Ihm zu tun. Unsere Heiligung hängt nicht davon ab, daß wir unsere Beschäftigung wechseln, sondern davon, daß wir um Gottes Willen tun, was wir gewöhnlich unserer selbst willen tun. Es ist bedauernswert, daß man so viele Menschen sieht, die im Dienst Gottes die Mittel für den Zweck ansehen und die sich zu bestimmten Werken zwingen, die sie zudem noch sehr unvollkommen verrichten, weil sie dabei von irdischen Absichten oder gar selbstsüchtigen Beweggründen geleitet sind. Ich kenne keinen besseren Weg zu Gott zu kommen als den: tue das, was dir dein Beruf oder dein Geschäft Tat für Tag aufgibt, aber tue es nicht, um den Menschen zu gefallen, sondern verrichte alles- soweit wir Menschen dessen fähig sein, rein aus Liebe zu Gott.
Es ist ein großer Irrtum zu glauben, die Zeit des Gebetes müsse sich von der übrigen Zeit unterscheiden. Nein! Es ist uns aufgegeben, bei Gott zu sein zur Zeit der Arbeit, durch die Arbeit und ebenso zur Zeit des Gebetes durch das Gebet. Beten ist doch nichts anderes als dies: wissen und spüren, daß man in der Gegenwart Gottes ist und seine Seele ganz unempfänglich macht gegen alles, was von außen an uns herantritt und sie nur noch hingeben an die göttliche Liebe.
Wenn die festgesetzten Zeiten zum Gebet vorüber sind, so merke ich das nicht einmal, weil ich fortfahre, mit Gott zu wandeln, Ihn preisend und lobend ob seiner Größe und Macht. So werde ich stets fortfahren mit Ihm zu wandeln und zu sprechen, und mein Leben ist eine immerwährende Freude. Gewiß wird Gott mir auch Leiden schicken, aber erst dann, wenn ich stark genug bin, sie auch zu tragen.
Wir sollten nicht müde werden, ein für allemal unser ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen und Ihm uns ganz zu übergeben. Dann dürfen wir sicher sein, daß Er uns nie enttäuscht. In der Unruhe und im lauten Lärm meiner Küche, wenn mehrere Personen gleichzeitig verschiedenen Dingen nachgehen, besitze ich Gott in derselben erhabenen Ruhe, wie wenn ich auf meinen Knien liege vor dem Heiligsten Sakramente.
Aus den Briefen des Bruder Laurentius
Ich habe in mancherlei Büchern die verschiedensten Betrachtungen, Ratschläge und
Übungen, wie man zu Gott komme und ein geistiges Leben führe, gelesen, dabei aber immer wieder gefunden, daß mich alles das mehr verwirrte, als daß es mir förderlich war. Dabei suchte ich doch nur ein eins: ganz Gott anzugehören. Diese Sehnsucht bewegte mich so stark, daß ich das Wagnis tat, alles für Alles daranzugeben. Ich übergab mich ganz Gott, um für meine Sünden ihm Genugtuung zu leisten. Ich sagte aus Liebe zu Ihm allem ab, in dem Er nicht war. Ich begann zu leben, als wären nur Er und ich allein auf der Welt.
Der Schatz Gottes gleicht dem unbegrenzten Ozean, von dem schon eine kleine Welle des Gefühls, die im Augenblick kommt und geht, uns zufrieden macht. Blind wie wir sind, hindern wir Gott daran, den Strom seiner Gnaden in uns zu ergießen. Aber wenn Er eine Seele findet, in der ein ganz lebendiger Glaube wohnt, so segnet er sie mit Gaben und Gnaden in reicher Fülle. Sie ergießen sich dann in die Seele wie ein Sturzbach, der- gewaltsam in seinem gewöhnlichen Lauf aufgehalten- jetzt eine Stelle gefunden hat, wo er durchbrechen kann, und nun mit hinreißender Gewalt seine aufgestauten Fluten über weites Land ergießt. Wie oft hemmen wir diesen göttlichen Strom von oben durch unsere Geringschätzung, die wir ihm entgegenbringen! Drum sage ich noch einmal: Laß unsEinkehr halten. Die Zeit drängt. Hier gibt es keinen Grund für einen Aufschub. Denn es handelt sich um das Heil unserer Seele. Sie werden, wie ich glaube, so gerüstet und bereit sein, daß Sie vom Tode nicht überrascht werden können, Ich muß Sie deshalb loben, denn dies allein ist ja das Eine Notwendige. Aber müssen wir nicht trotzdem stets an uns weiter arbeiten? Stillstand im geistigen Leben ist Rückschritt. Aber alle, deren Geist berührt wurde vom Wehen des Heiligen Geistes, schreiten im geistigen Leben vorwärts, auch im Schlafe. Wenn das Schifflein unserer Seele von Winden und Stürmen hin - und hergeworfen wird, laß uns den Herrn wecken, der in ihm ruht. Er gebietet und siehe: Meer und Sturm sind still.
Die Vergegenwärtigung Gottes- eine Übung, die nach meiner Meinung das ganze geistliche Leben enthält. Denn ich bin davon überzeugt, daß jeder, der sie treu übt und anwendet, in kurzer Zeit mitten im geistigen Leben drinsteht. Allerdings ist nur das die rechte Übung, bei der das Herz von allem Irdischen gereinigt ist. Denn Gott will unser Herz allein besitzen. Und Er kann es solange nicht in Besitz nehmen, als es nicht durch und durch lauter ist. Er kann solange noch nicht in ihm wirken, wie Er will, als es Ihm nicht ganz und bedingungslos übergeben ist. In der Welt gibt es kein Leben, das solch wundervolle Köstlichkeit und solch unbegreifliches Wunder wäre wie der ständige Umgang mit Gott.
Das können nur jene begreifen, die diesen Umgang Gottes suchen und Seine Herrlichkeit an sich erfahren. Aber ich bitte Sie, Gott nicht zu suchen wegen dieser Gaben. Denn wir wollen ja nicht unsere eigene Seligkeit im Wandel mit Gott suchen. Sondern laß uns Ihn suchen aus reiner Liebe und weil Gott selbst es ist, der mit uns Menschen verkehren will. Wäre ich Prediger, ich würde über alle anderen Gegenstände und Themen dieses setzen:
Die Vergegenwärtigung Gottes. Wäre ich Seelenführer, ich würde jedermann zu ihr hin- führen. So notwendig scheint mit diese Übung. Zudem ist sie so leicht. Ach, würden wir doch erkennen, was wir alles Seiner Gnade und Seinem Erbarmen verdanken, wir würden Ihn nie wieder- auch nicht einen Augenblick aus den Augen verlieren.
Es tut indessen not, sein ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen und alle anderen Sorgen und Gedanken beiseite zu legen- auch die besonderen Übungen der Frömmigkeit. So gut sie an sich auch sein mögen, sie dürfen nicht zu sehr in den Vordergrund treten, damit sie uns zur Gewohnheit werden, wie das ja so oft der Fall ist. Denn im letzten Grunde sind diese besonderen Andachten doch nur Mittel zum Ziel. Das Ziel aber ist Gott. Und wenn wir durch die Vergegenwärtigung Gottes unmittelbar bei Ihm sind, der unser Ziel und Ende ist, was bedarf es da noch für Mittel?
Ich kann mir nicht vorstellen, wie Menschen im geistigen Leben zufrieden sein können ohne die Vergegenwärtigung Gottes in ihrem Leben praktisch durchzuführen. Ich für meinen Teil halte mich, soviel ich kann, mit Gott ganz zurückgezogen im Innersten meiner Seele und wenn ich so bei Ihm bin, fürchte ich kein Übel.
Sie brauchen nicht laut nach IHM zu rufen: Er ist uns näher, als wir denken. Um bei Gott zu sein, ist es nicht nötig, immer in einer Kirche zu weilen. In unserem Herzen können wir eine stille Kammer des Gebetes aufschlagen, wohin wir uns von Zeit zu Zeit zurückziehen und mit Ihm liebende Zwiesprache halten in demutsvoller Ergebung. Jeder kann ganz nahe mit Gott verkehren; der eine mehr, der andere weniger. Er weiß, was wir leisten können. Laß uns darum beginnen. Vielleicht wartet Er gerade auf einen hochherzigen Entschluß unsererseits. Warum wollen wir den Einsatz nicht wagen? Wie kurz ist doch die Zeit, die wir hier noch zu leben haben. Sie sind beinahe vierundsechzig und ich bin fast achtzig Jahre alt. Laß uns daher ganz dem Herrn leben und dem Herrn sterben. Leid und Schmerzen werden dann mit innerer Erquickung und Heiterkeit von uns getragen, wenn wir in Ihm ruhen. Und ohne Ihn sind auch unsere größten Vergnügen im Grunde eine dem geistigen Menschen nicht ziemende Rohheit. Ihm sei Lob und Dank für alles!
Was aber in mir gegenwärtig vorgeht, das in Worte zu kleiden, ist mir unmöglich. Ich kenne keine Qual mehr, keinen Zweifel- und wie haben nicht Qual und Zweifel früher in meiner Seele gewohnt- weil ich keinen anderen Willen mehr habe als den Willen Gottes, den ich in allen Dingen auszuführen suche, dem ich so unterworfen und so sehr hingegeben bin, daß ich auch nicht einen Strohhalm gegen seinen Willen oder aus einem anderen Beweggrunde als aus reiner Liebe zu Ihm vom Erdboden aufheben würde. Ich habe alle äußeren Formen und Übungen der Andacht sowie die festgesetzten Gebete aufgegeben, ausgenommen jene, zu denen mich mein Stand verpflichtet. Ich mache es mir zu meiner einzigen Beschäftigung, in Seiner heiligen Gegenwart zu verharren, indem ich immer nur auf die Nähe Gottes hinmerke und mich mit ganzer Glut in ihn versenke- da ist Gott so stark und so nahe um mich- oder wie soll ich es sagen? - da ist die Seele so schweigend und tief, so still und beständig im Sprechen mit Gott, daß ich es nur noch ermessen kann an dem starken und warmen Strom tiefster Freuden, die innerlich von mir Besitz nehmen und die oft auch so stark nach außen drängen, daß ich sie mit allen Mitteln zurückhalten und sie vor anderen geradezu verbergen muß.
Wie unerschöpflich ist der Reichtum der Bibel! Je mehr jemand darin gräbt und sucht, umso größer sind die Reichtümer, die man in ihr findet.
Wir haben einen Gott, der von unendlichem Erbarmen ist und alle unsere Bedürfnisse kennt. Ich habe immer gedacht, Er würde Sie zum Äußersten führen. Er wird zu Seiner Zeit kommen, und zwar dann, wenn Sie Ihn am wenigsten erwarten. Hoffen Sie auf Ihn mehr denn je.
Du sagst mir nichts Neues: Denn Du bist nicht die Einzige, die gegen ihre zerstreuten Gedanken dauernd kämpfen muß. Unser Denken schweift nun einmal äußerst stark hin und her, aber da unser Wille ja Herr über all unsere Fähigkeiten ist, muß er die Gedanken wieder zur Sammlung bringen und sie auf Gott lenken als unser letztes Ziel und Ende.
Ich gebe Dir nicht den Rat, beim Beten viele Worte zu gebrauchen; gesprochene Worte bilden oft die Gelegenheit zur Zerstreuung. Verhalte dich im Gebete vor Gott wie ein armer, stummer und gelähmter Bettler an der Tür eines reichen Mannes. Laß es Dein innerstes Anliegen sein, Deine Gedanken in der Gegenwart Gottes zu halten: wenn sie mit- unter sich zerstreuen und von Ihm abschweifen, so beunruhige Dich darüber nicht allzu sehr, denn Ärger und Unruhe zerstreuen eher das Denken als daß sie es sammeln. Der Wille muß das Denken wieder in die richtige Ruhelage bringen. Wenn Du Dich so- stets strebend- bemühst, wird Gott bestimmt Dich seine Nähe spüren lassen.
Ein Mittel um unsere Gedanken jederzeit leicht zur Zeit des Gebetes zu sammeln und sie in Ruhe zu bewahren, ist dieses: daß man sie nicht zu weit schweifen lasse zu anderen Zeiten. Du solltest Deine Gedanken fest in der Gegenwart Gottes halten.
Man kann nicht auf einmal heilig werden. Wir sollten uns überhaupt einander mehr helfen durch geistigen Zuspruch, mehr jedoch noch durch gutes Beispiel.
Wir wollen immer wieder daran denken, daß der einzige Inhalt unseres Lebens nur der
sein kann: Gott zu gefallen. Alles andere ist Trug und Eitelkeit.
Wir müssen Gott kennen lernen, ehe wir Ihn lieben können. Um Ihn aber kennen zu lernen, müssen wir öfters an Ihn denken. Und wenn wir zur Liebe gelangen, werden wir auch oft an Ihn denken, denn: Wo unser Schatz ist, da ist auch unser Herz.
Wir können nie genug Glauben und Vertrauen auf Ihn haben. Er ist besser und treuer als
der beste und treueste Freund. Er kann uns nie enttäuschen, weder auf dieser Erde noch in der kommenden Welt.
Wir sollen gewiß unsere Freunde lieben; aber wir dürfen darunter nicht die Liebe zu Gott leiden lassen. Sie muß vielmehr immer die Hauptsache bleiben.
Setze dein ganzes Vertrauen auf Ihn allein und du wirst bald eine starke Wirkung davon spüren, die wir leider so oft zurückhalten, weil wir größeres Vertrauen auf irdische Heilkünste setzen als auf Gott. Welche Arzneien Du auch anwenden magst, wisse, sie werden sich nur insoweit als heilkräftig erweisen, als Gott es zuläßt. Wenn die Leiden von Gott kommen, so kann er Sie auch allein heilen. Oft sendet Er dem Leibe Krankheiten, um dadurch die Seele zu heilen. Hole Dir Kraft und Arznei bei dem Fürsten aller Ärzte des Leibes und der Seele.
Wären wir doch ganz und gar an die heilige Übung der Vergegenwärtigung Gottes gewöhnt, wie sehr würden dadurch alle körperlichen Krankheiten gemildert werden! Gott läßt es oft zu, daß wir leiden müssen. Er will dadurch unsere Seele läutern und uns dazu anhalten, bei Ihm zu verbleiben. Ich kann nicht begreifen, wie eine Seele, die bei Gott ist und deren einziges Sehnen nur Er ist, Schmerz empfinden kann: ich habe genug erfahren, um darüber jeden Zweifel auszuschließen. Fasse Mut, bereite ohne Unterlaß deine Sorgen vor Ihm aus, bete zu Ihm um Kraft zum Ausharren. Vor allem aber übe dich in der Gewöhnung, mit Gott dauernd zu verkehren und vergiß Ihn so wenig wie möglich.
Ich weiß nicht, was Gott noch mit mir vorhat. Ich werde immer glücklicher. Die ganze Welt leidet; doch ich, der ich die strengste Züchtigung verdiene, erfahre solch dauernde und so große Freuden, daß ich sie kaum ertragen kann.
Der Glaube gibt mir die starke, gleichsam fühlbare Überzeugung und das Wissen, daß Er uns nie verläßt, wenn wir Ihn nicht zuerst verlassen. Hüten wir uns, Ihn zu verlassen! Bleiben wir immer in Ihm. Laß uns mit Ihm leben und mit Ihm sterben.
Kaum hatte ich im Glauben erkannt, daß es einen Gott gibt, da konnte ich nicht mehr anders, als nur noch für Ihn leben wollen: meine Berufung zum gottgeweihten Leben erreichte mich zur gleichen Stunde wie das Geschenk des Glaubens.
Gott gehört unser ganzes Sein in jedem Augenblick des Lebens und jeder Schlag unseres Herzens, denn alles kommt von Ihm und besteht nur durch Ihn.
Mit ist es unmöglich, eine Liebe zu verstehen, ohne die Sehnsucht nach der Verähnlichung und die Notwendigkeit, alles Kreuz zu teilen.
Man muß Jesus in jedem menschlichen Antlitz erblicken und sein Handeln dementsprechend einrichten.
Unsere Gottesliebe muß ohne jedes Maß sein.
Alles, was nicht dahin führt, Gott besser zu kennen und Ihm besser zu dienen, ist verlorene Zeit.
Mühen wir uns mit aller Kraft dahin zu gelangen, daß unser Geist sich ununterbrochen mit Gott beschäftigt, oder mit dem, was Er uns in Seinem Dienst zu tun aufträgt.
Wie kann man dahingelangen, daß man Gott liebt? indem man den Menschen gegenüber Liebe übt!
Die Anbetung sollte am Anfang all unseres Tuns stehen und einen beträchtlichen Teil unseres Lebens ausmachen.
Das Danksagen sollte in unseren Gebeten einen großen Raum einnehmen, denn Gottes Güte geht all unserem Tun voraus und umhüllt jeden Augenblick unseres Daseins. Es gibt keinen Zeitpunkt in unserem Leben, an dem wir nicht eine unermeßliche Fülle von Wohltaten empfinden, die so gewaltig sind, daß die ganze Ewigkeit nicht ausreichen würde, um auch nur für eine einzige in angemessener Weise Dank zu sagen.
Die Stunde unseres Lebens, die wir am besten gebrauchen ist die, in der -wir Jesus am meisten lieben.
Jesus bietet uns für jede Stunde des Lebens seine Gesellschaft an. Ist das nicht genug? Wir sollten den Schöpfer im Stich lassen, um zu den Geschöpfen zu gehen? Ja, Jesus genügt. Wo Er ist, fehlt nichts.
Der Wille Dessen, den man liebt, ganz gleich wie er beschaffen ist, will nicht nur allem vorgezogen, sondern ohne Maßen angebetet, geliebt und verehrt werden. Ja, er will ebenso angebetet werden wie die Person des Geliebten selbst und ebenso geliebt.
Behalten wir doch unablässig Gottes unendliche Liebe zu uns im Auge, die Ihn dazu getrieben hat, derartige Leiden für jeden von uns auf sich zunehmen und die es Ihm so angenehm, so erfreulich und so Seiner Eigenart entsprechend macht, uns die allergrößten Gnaden zu schenken.
Alles ist geschickt, um das innere Leben wachsen zu lassen: Die Einigung mit Jesus in Zeit und Ewigkeit.
Wenn wir nicht aus dem Evangelium leben, lebt Christus nicht in uns.
Bitten wir Gott, daß Er uns besessen macht, besessen von Seinem Evangelium, besessen von seiner göttlichen Weisheit, die ja in den Augen der Menschen immer noch als Torheit gilt.
Ein einziges Meßopfer gibt Gott mehr Ehre, als es das Martyrium aller Menschen, verbunden mit dem Lob sämtlicher Engel und Heiligen vermöchte.
Eine Kommunion ist mehr als das Leben, mehr als alle Güter der Erde, ja mehr als die ganze Welt- sie ist Gott selbst.
Verbringen wir möglichst viel Zeit vor dem Altar, auf dem ER (Jesus) in Seiner göttlichen Güte sich herabläßt, sich unseren Blicken zu zeigen. Dabei strömt Er durch seine Gegenwart Fluten von Glück in unser Leben und verwandelt so unser armes Menschendasein in eine glückliche und himmlische Existenz.
Die wirkliche Unendlichkeit und der wahre Frieden sind zu Füßen des göttlichen Tabernakels zu finden. Dort ist, nicht mehr nur im Bild, sondern in voller Wirklichkeit, unser ganzes Gut, unsere Liebe, unser Leben, unser Alles, unser Friede, unsere Seligkeit. Dort ist unser ganzes Herz beheimatet und unsere ganze Seele, unsere Zeit und unsere Ewigkeit lieben dort, kurzum alles, was wir sind und haben.
Die heilige Hostie anbeten, das müßte die Lebensgrundlage für jedes menschliche Wesen sein.
Die Welt liegt im Dunkel, in einer tiefen Nacht. Der gläubige Mensch aber lebt im hellen Licht.
Wenn unsere Religion wirklich die Wahrheit ist, wenn das Evangelium wahrhaft das Wort Gottes ist, dann müßten wir glauben und danach leben, selbst wenn wir es ganz allein täten.
Gott führt uns auch mit Hilfe widriger Winde in den Hafen. Der beste Weg um geliebt zu werden, ist selbst lieben.
In jedem sterblichen Herzen und in jeder menschlichen Liebe gehört das Mitleiden wesentlich zur Liebe selbst.
Wer nur für einen einzigen Menschen keine Liebe hat, kann Gott nicht gefallen. Lieben wir alle Menschen, wie Jesus sie geliebt hat, indem wir für sie alles Gute wollen, was Er für sie gewollt hat- indem wir ihnen alles Gute tun, was in unserer Macht steht, indem wir uns für ihr Heil einsetzen mit der Bereitschaft, für jeden von ihnen unser Blut hinzugeben.
Verachtet keinen Menschen, sondern erstrebt für alle das Beste, weil alle, wie mit einem Mantel, mit dem Blut Christi bedeckt sind.
Wer alle Menschen liebt wie sich selbst vergißt sich selbst recht gründlich, und ihm bleibt nur wenig Zeit für sich selbst.
Alle Menschen sind Kinder Gottes, der sie unendlich liebt. Daher ist es absolut unmöglich, Gott zu lieben oder auch nur lieben zu wollen, ohne gleichzeitig auch die Menschen lieben zu wollen.
Bedroht sind wir nicht durch unsere Feinde, sondern durch uns selbst. Unsere Feinde können uns nur Siege gewinnen lassen. Das wirklich Böse erleiden wir ausschließlich durch und von uns selbst. Es gibt nur ein Mittel dagegen: Zurück zum Evangelium.
In Wirklichkeit lassen uns unsere materiellen Besitztümer, kurzum alles, was wir mehr besitzen als Er, nur erkennen, wie sehr wir von ihm verschieden sind.
Bedauern wir diejenigen, die durch ihre Freuden- selbst durch die allerunschuldigsten- der Erde verhaftet sind.
Je mehr wir das Kreuz umfassen, desto stärker umarmen wir Jesus, der daran genagelt ist.
Freuen wir uns, wenn wir nichts haben und uns alles fehlt, denn dann haben wir das Kreuz und die Armut Jesu, die größten Güter, welche diese Welt uns zu geben vermag.
Wie elendig wäre die Seele, die ihre Freuden beim Geschöpf suchen würde, wenn sie eingeladen ist, sie beim Schöpfer zu finden.
ER (Jesus) hat sich ein für allemal so gründlich den letzten Platz ausgewählt, daß seither keinMensch mehr niedriger sein kann als Er. Wenn Er aber mit soviel Beharrlichkeit und Ernst diesen letzten Platz gewählt hat, dann doch nur, um uns zu lehren, daß die Menschen und ihre Ehrungen nichts sind und nichts bedeuten- daß wir niemals die Niedrigsten der Niedrigen verachten dürfen- und daß die Armen und Verachteten nicht über ihre Niedrigkeit betrübt sein sollen: Sie sind nah bei Gott, nah bei dem König der Könige dieser Welt.
Selbst wenn ihr irgendwo auf dem ersten Platz steht, seid im Geiste und in der Demut auf dem letzten. Nehmt ihn ein im Geist des Dienens und sagt euch immer, daß ihr nur dazu da seid, den anderen zu dienen und sie zum Heil zu führen.
Meiden wir jede gehobene Stellung und Beschäftigung, denn auch Jesus lebte gering und verachtet. Nehmen wir keinerlei Erhöhung an, gleich welcher Art sie sein mag, außer wenn wir aus Gründen des Gehorsams dazu verpflichtet sind, das heißt, wenn es unsere Pflicht und der sicher erkannte Wille Gottes ist.
Wie einfach ist doch alles: die Liebe besteht letzten Endes im Gehorsam.
Die Jungfrauen tragen im Himmel eine besondere Krone: Es gibt wenige Heilige, die nicht von einem bestimmten Augenblick ihres Lebens an oder gar ihr ganzes Leben lang in Keuschheit gelebt haben.
Gott liebt denjenigen, der mit Freude schenkt.
Eins sind wir unserem Herrn unbedingt schuldig: daß wir niemals Angst haben!
Die Schwierigkeiten sind das Zeichen, daß eine Sache Gott gefällt.
Bewahrt die Freundlichkeit in euren Gedanken und entfernt, ja verjagt als Einflüsterungen Satans jeden Gedanken der Bitterkeit, der Härte, der Schroffheit, des Zornes, des Grolls, der Antipathie, des strengen Urteils über Menschen, für die ihr keinen Auftrag habt. Dagegen heißt willkommen und pflegt in euch alle freundlichen, liebenswürdigen, liebe¬vollen Gedanken, alle Gedanken von Sympathie, Güte und Dankbarkeit.
Unser Leben muß ein Leben ununterbrochenen Gebetes sein. Das beste Gebet ist dasjenige, in dem die meiste Liebe liegt.
Das Gebet ist ein Gespräch der Seele mit Gott. Es ist darüber hinaus ein Zustand der Seele, die wortlos Gott anschaut, ausschließlich davon in Anspruch genommen, Ihn zu betrachten, Ihm zu sagen, daß sie Ihn lebt, aber auch das nur durch ihre Blicke, während die Lippen, ja selbst das Denken stumm bleiben.
Wenn wir den ganzen Tag ohne Unterbrechung beten, bleiben uns die Versuchungen fern, denn die Anwesenheit unseres Herrn macht sie unschädlich und verjagt sie.
Wenn wir den Versuchungen des bösen Geistes widerstehen wollen, müssen wir ein Leben des Gebetes und der Entsagung führen. Diese zwei Waffen hat uns der Herr genannt.
Legen wir uns ein bestimmtes Gebet zurecht, das wir beharrlich jeden Tag für unsere Feinde und Verfolger beten.
Die Seele ist nicht für den Lärm geschaffen, sondern für die innere Sammlung. Das Leben soll eine Vorbereitung auf den Himmel sein, nicht nur durch gute Werke, sondern auch durch Frieden und Sammlung in Gott.
Heiligen wir uns selbst. Durch dieses Mittel werden wir auch die anderen heiligen.
Bücher sind Lehrmeister, und die Seele formt sich in ihrer Schule. Sind die Bücher gut, gewinnt sie viel, sind sie schlecht, so kann sie großen Schaden erleiden.
Ein großes Verlangen nach Vollkomenheit haben und nichts für unmöglich halten zur größeren Ehre Gottes, wenn mein Beichtvater und geistlicher Führer mir etwas zu tun aufgibt: Wie sollte Gott mir eine Gnade verweigern, nachdem Er für mich all sein Blut vergossen hat.
Die Worte der Weisen vernimmt man in Schweigen... die Wasser des Erlösers strömen in der Stille.
Jeder, der Gott liebt, liebt auch die Stille zu seinen Füßen.
Man muß durch die Wüste gehen und dort leben, um Gottes Gnade zu erhalten. Dort weist der Mensch alles von sich, was nicht Gott ist.
Für den, der gewissenhaft seine Pflicht tut, wird alles gut ausgehen.
Jede Seele muß an dem Werk Jesu mitwirken, das heißt am Heil der Seelen.
Denkenwir doch an die vielen Seelen, die jeden Tag auch durch unsere Mitschuld verloren gehen, weil wir gar nicht oder nicht energisch genug an ihrer Gewinnung arbeiten. Glaubenwir nicht, ein so großes Gut könnte ohne große Mühe erlangt werden! Jesus hat die Welt durch das Kreuz erlöst. Auch wir können für die Seelen nur durch unsere Opfer Gutes bewirken. Die ersten Christien haben ihr Blut hingegeben, um den Glauben auszubreiten. Ebenso wie sie können auch wir ihn nur um den Preis großer Opfer ausbreiten.
Nur ein Verlangen soll unser Herz bewegen: Allen Jesus bringen.
Seelen werden gerettet durch Gebet, Buße, gutes Beispiel, Selbstheiligung, Güte und häufigen Empfang des Allerheiligsten Sakramentes.
Unser ganzes Apostolat bleibt fruchtlos, wenn wir nicht für die beten, die wir bekehren wollen.
Durch das Opfer des Kreuzes hat Christus die Welt erlöst, daher können auch wir nur durch Opfer den Seelen Gutes tun.
Wenn wir zusammen mit Jesus für das Heil der Seelen arbeiten wollen, dann muß unser Leben auch ein gekreuzigtes Leben werden.
Wir sollen nicht dahin gehen, wo das heiligste Land ist, sondern vielmehr dahin, wo sich die Seelen in der größten Not befinden.
Jeder lebendge Mensch- und mag er auch noch so schlecht sein- ist Kind und Abbild Gottes und Glied des Leibes Christi: das bedeutet für uns, daß wir ihm Achtung, Liebe, Aufmerksamkeit und materielle Hilfe zu schenken haben, vor allem aber einen äußersten Einsatz für die geistliche Vervollkommnung eines jeden.
Tun wir auch den Undankbaren Gutes, um dadurch Gott nachzuahmen, der über Guten und Bösen gleichermaßen regnen läßt.
Eine Seele kann nur entsprechend dem Maß ihrer eigenen Heiligkeit Gutes tun.
Jedes Kreuz ist für uns Gewinn, denn es vereinigt uns mehr mit Jesus.
Gott bemißt die Proben nach den Kräften und die Gnade nach den Erfordernissen.
Seien wir nicht betrübt über das Kreuz, das uns geschickt wird, sondern danken wir Gott dafür, als wäre es ein Geschenk, das wir uns selbst ausgesucht haben.
In diesem Leben kann man Jesus nur umarmen, wenn man auch das Kreuz umarmt.
Je mehr wir leiden, desto mehr sind wir Versuchungen ausgesetzt, desto mehr müssen wir beten.
Ohne das Kreuz würde unser Leben nicht vollkommen sein, denn es würde keine Ähnlichkeit mit Dem haben, Den wir lieben.
Wenn die Erschöpfung kommt und die Gesundheit schwindet, dann ist das nicht "umso schlimmer" sondern "umso besser", denn das ist das Kreuz.
Bleiben wir ohne Unterlaß wachsam und im Gebet, damit wir in jedem Augenblick bereit sind, zu sterben.
Je mehr wir uns GOTT überlassen, desto mehr kann er mit uns machen. Und niemals befinden wir uns so ganz unter SEINER Leitung, als wenn wir uns selbst am wenigsten vertrauen und uns völlig hingeben, um von IHM geführt zu werden.
Das geistliche Leben ist die leichteste, süßeste glücklichste Sache der Welt: GOTT lieben und von IHM geliebt werden.
Wir sorgen uns um irgend jemanden. Aber GOTT liebt diese Seele mehr, als wir es tun, und sorgt deshalb mehr für sie als wir. Wenn wir daher diese Seele in seine Hand legen, so sind wir ruhig und sicher, werden nicht verwirrt und überwältigt, selbst nicht beim Anblick der Sünde. Besäßen die Priester nicht diese Einstellung, so könnten sie niemandem helfen.
Niemals laß durch irgendeinen Fehler auch nur einen Schatten über deinen liebevollen Verkehr mit GOTT kommen. Geh zu IHM mit deinen Fehlern. Zeige sie IHM und sage: "Sieh, lieber Herr, wie böse ich bin, fast schlimmer als Du wußtest. Du mußt mir mehr helfen als bisher, sonst falle ich gleich wieder. Wenn Du unrecht getan hast, gehe hin zu IHM und sage: "Lieber Herr, es tut mir sehr leid, daß ich ein solch ungezogenes Kind gewesen bin, nun müssen wir von vorn anfangen." Und dann beginne auf der Stelle, GOTT mehr zu lieben als zuvor, und sei nicht fassungslos und traurig." Es ist kein gutes Zeichen, wenn du durch deine Fehler noch in Verwirrung gerätst. Du solltest dich mit liebender Betrübnis zum Herrn wenden, aber gleichzeitig mit so völligem Vertrauen, daß du seiner Vergebung ganz sicher bist. Hierauf fahre fort, ihn weiter zu lieben und glücklich mit ihm zu sein, wie wenn nichts passiert wäre. So verhielten sich die Heiligen.
Beim Gebet ist das Wichtigste nicht das, was wir GOTT sagen, sondern was GOTT uns sagt. GOTT ist immer derselbe, vollkommen unveränderlich. Er ist unendlich gütig, unendlich weise, unendlich mächtig und er kennt vollkommen unsere Schwachheit und die Grenzen unserer Natur. Niemals verlangt er etwas, wozu er uns nicht bereitwilligst helfen will. GOTT ist es ebenso leicht, uns tausend Gnaden zu geben, als eine einzige. Es fehlt nur an unserem Vertrauen.
Wie du dich auf die heilige Kommunion vorbereiten sollst? Du brauchst keine besondere Vorbereitung: du gehörst Gott, du liebst ihn. Sein Kommen ist keine außerordentliche Begebenheit für dich, die den gewöhnlichen Verlauf deiner täglichen und stündlichen Unterredung mit Ihm unterbrechen soll. Wenn du mit deinen Eltern zusammen wohnst, hältst du ihnen nicht jeden Morgen beim Frühstück lange Reden. Du sagst nicht: "Meine lieben Eltern, trotz des Anscheines vom Gegenteil möchte ich euch versichern, daß ich euch liebe und daß ich überzeugt bin, daß ihr mich liebt. Ich bedaure außerordentlich alle die Fälle im Leben, wo ich euch beleidigt habe, und ich vertraue, daß ihr mir vergebt." Laß dein geistliches Leben so einfach wie möglich sein und schiebe alle Mittel beiseite, die nicht dazu dienen, dich leicht und mühelos in Vereinigung mit GOTT zu versetzen.
Sage ihm einfach alles, was dir am Herzen liegt. Er wünscht nicht, daß du auf zeremoniellem Fuß mit ihm stehst. Gott ist einfacher, als wir verstehen können.
In Exerzitien schraube dich nicht selbst zu größerer Spannung hinauf. Gott wirkt am besten, wenn die Seele in Frieden ist. Wir müssen unserem Geist eine gewisse Freiheit lassen. Es gibt sehr feine Dinge, die nicht aufgedrängt und nicht mißhandelt werden dürfen. In der freien Zeit laß Deine Gedanken bei gleichgültigen Dingen weilen und beunruhige dich nicht, wenn du sie nicht immer auf Gott gerichtet halten kannst. Gott hat deinen Geist erschaffen und er kennt ganz gut dessen Grenzen. Er will das Gebet zu unserer Freude, nicht zu unserer Abtötung.
Gott zeigt eine so wundervolle Art, wenn er sich mit uns befaßt. Sehr oft verlangt er ein kleines Opfer von uns, gleichsam bloß als eine Art Entschuldigung, um eine Gelegenheit zu haben, uns eine herrliche Gnade zu schenken.
Danke Gott für alles, was er für dich getan, und bitte ihn, noch mehr zu tun. Versuche, deinen Horizont zu erweitern. Erwarte große Dinge von Gott und er wird sie dir geben. In deinem Verkehr mit Gott sei allzeit glücklich, frohgemut und vertrauensvoll.
Es ist ein Irrtum zu sagen, du würdest besser, wenn eine gewisse Person oder ein gewisser Umstand aus deinem Leben entfernt würden. Gott ordnet alle diese Dinge mit der größten Sorgfalt, um herauszustellen, was als Bestes in dir ist. Jede Persönlichkeit in deiner Umgebung, jede dir auferlegte Pflicht ist ein Teil von Gottes Plan zu Deiner Heiligung. Glaubst du, er sei am Kreuz für dich gestorben, um danach dir eine Gnade zu verweigern, die du brauchst?
Gott sagt nicht zu dem verlorenen Sohn: "Nach einiger Zeit, wenn ich sehe, daß du wirklich deine Entschlüsse hältst, werde ich dich wieder in den Besitz meiner Gunst setzen." Nein, im ersten Augenblick, wo der verlorene Sohn seine Sünde bekennt, empfängt ihn Gott voll Freude und kann sich nicht genug tun, um ihn zu ehren und ihn sich heimisch fühlen zu lassen.
Wenn ein Mensch von bloß gewöhnlicher Tugend eine Sünde begeht, so kann er eine zeitlang nicht mehr dasselbe für Gott empfinden als zuvor. Er kann sich die wunderbare Großmut des Gottesherzens nicht wirklich vorstellen. Wenn aber ein Heiliger eine Sünde begeht, läuft er geradewegs zu Gott, wie ein kleines Kind zur Mutter, bekennt demütig seine Schuld ohne Entschuldigung und Beschönigung, wie ein gutes, aufrichtiges, zutrauliches Kind. Im nächsten Augenblick ist er dann ebenso wohlgemut und froh mit Gott wie zuvor. Der Fall bedeutet ihm nichts mehr. Der Heilige begreift die Sünde besser als der gewöhnliche Mensch, aber was noch weit wichtiger ist: er versteht Gott besser. Eines der besten Kennzeichen des Fortschrittes im geistlichen Leben ist diese schnelle Umkehr und der baldige Seelenfriede nach einem Fehler. Du kannst nicht zuviel Vertrauen in Gott haben. Du kannst nicht zu sehr dich seiner Liebe überlassen. Wenn du es tust, ist er sozusagen auf Ehre verpflichtet, dich in besondere Hut zu nehmen, und sei überzeugt, er wird es tun. Es kommt nicht darauf an, was wir tun. Auch nicht ob wir Erfolg haben.
Gott bedarf unseres Guten nicht. Darauf kommt es an, warum wir es tun. Gott verlangt unser Herz, unseren liebenden Gehorsam. Alle Handlungen stehen auf der gleichen Höhe, wenn sie das sind, was Gott will. Eine beredte Predigt halten gilt dann nicht mehr, als ein Mittagsmahl verzehren. Das einzig wertschaffende ist der Wille
Gottes Gott durchrang jedes seiner Leiden für mich, wie wenn sonst niemand da gewesen wäre. Und jedes Leiden wählte er gern und litt es freudig, weil er mich liebt.
Niemals können wir die liebevolle Tiefsinnigkeit und die wachsame Sorge begreifen, womit Gott jeden einzelnen Umstand unseres Lebens anordnet. Wie froh sollten wir darum sein, wenn wir Gelegenheit haben, aus Liebe zu IHM etwas zu leiden. Bemühe dich, allzeit in Gott zu sein. Je armseliger du bist, und je weniger Tugend du besitzt, desto nötiger hast du ihn, und je mehr du dich an ihn anklammerst, desto mehr wird er für dich tun. Unser Selbstgefühl, nicht unser Elend, treibt uns von Gott hinweg. Niemals kannst du ihm zu sehr vertrauen. So geh also freudig vorwärts. Sei nicht länger gedankenlos und unent- schlossen, dich ihm gänzlich anzuvertrauen. In Not und Versuchung vergegenwärtige dir, daß Gott dies zuläßt, um deine Seele für größere Gnaden zu erziehen.
Alles, was uns Gott tut, tut er aus Liebe. .Er liebt uns unendlich mehr, als eine Mutter ihr Kind liebt. Schau nur auf die Tatsachen: aus nichts schuf er dich. ER starb für dich. Täglich gibt er uns seinen Leib, seine Seele, seine Gottheit. Ist es nach all dem wahrscheinlich, daß er uns etwas abschlägt, was zu bekommen uns gut ist? Denken wir an die Worte des heiligen Paulus: "Er, der seinen einzigen Sohn für uns hingab, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?"
Gott verzeiht uns voll und ganz. Weder Beleidigtsein noch Strenge gibt es da, nur Liebe. Aber er behandelt uns, wie es unserer Natur angemessen ist. Solange noch eine Spur von Selbstsicherheit oder Stolz oder Selbstsucht in unserer Seele ist, kann er uns die höheren Gnaden nicht geben. Daher läßt er Versuchung und Dunkelheit zu, damit wir unser Nichts und Elend kennen lernen, und er läßt uns nicht mehr leiden, als notwendig ist.
Gott bereitet deine Seele auf jene Gnaden vor, die er dir geben will. Eile zu ihm in Versuchung, und vertraue ihm alles an! Wenn die Versuchung dich lehrt, daß du aus dir selbst nichts kannst, sondern daß Er alles kann, dann war sie der Mühe wert.
Gott sagte zu einer heiligmäßigen Persönlichkeit: "Meine Allmacht wird begrenzt durch den Umfang deines Vertrauens." Was wir vertrauensvoll von Gott erbitten, wird er uns tun, wenn es begründet ist. Geh besonders zu Gott Vater. Nenne ihn Vater und bitte ihn, seinem Kinde zu helfen, Das rührt sein Herz.
Alles, was Gott in unserem Leben tut oder zuläßt, geschieht aus Liebe, um uns näher zu IHM hinzuziehen. Und das trifft sogar bei jenen Leiden zu, die wir durch unsere eigenen Fehler über uns bringen.
Vertraue Gott restlos und eile mit all deinen Schwierigkeiten zu ihm! Du verwundest sein heiliges Herz und tust ihm weh, wenn du dich ihm nicht anvertraust oder wenn du zu Geschöpfen gehst, um dir durch sie statt von ihm helfen zu lassen.
Je mehr du Gott liebst, desto mehr wirst du ihn wie die zärtlichste und liebevollste Mutter finden. Er hat sich nicht von dir zurückgezogen, doch du hattest solche Zerstreuungen in deiner Seele, daß du seine Gegenwart nicht fühlen konntest.
In Gott ist nichts Enges oder Strenges oder Steifes. Selbst unsere Fehler können ihn veranlassen, uns zärtlicher zu lieben, wenn er uns heilt, und sein Verzeihen knüpft ein neues Band zwischen Ihm und uns. Gott duldet uns nicht, nein, er liebt uns leidenschaftlich, wenn ich dieses Wort gebrauchen darf. Er liebt uns mehr, als wir verstehen.
Deine Aufgabe ist, die Hindernisse zu entfernen, die Gottes Wirken entgegenstehen. Wenn Gott sieht, daß eine Seele bereit ist, Ihm zu geben, was er verlangt, koste es was es wolle, so gibt es nichts, was Gott nicht für diese Seele tun will. Er läßt seine Gnaden einfach auf sie herabregnen. Bitten wir unseren Herrn, daß wir ihn erkennen. Denn ihn erkennen heißt ihn lieben.
Gott ist Licht und Liebe und unerschöpfliche Freude. der vertraute Umgang mit ihm hat nichts Bitteres, und seine Gesellschaft nichts Widriges. Was wunders, wenn seine Diener froh sind in seinem Dienst. Er freut sich an unserer Freude. Er sieht uns lieber froh als traurig. Er mißgönnt uns keinen Freudentag, wenn wir ihn nur überallhin mitnehmen. ER ist Gott. Er kann alles. Lege vor ihm deine Bürde nieder und all deine Sorgen. Denke nicht, daß er nicht alles verstehe. Er allein versteht dich durch und durch. Denn er schuf dich, deine Seele und deinen Leib. Entweder wird er deine Sorgen auslöschen, oder er wird dir die Geistes- und Körperkraft geben, sie zu ertragen. Niemals wird er dich enttäuschen. Er besitzt alle Weisheit und alle Macht, und er liebt dich mehr, als du dir ausdenken kannst.
Wir sollten durch die Welt gehen, indem wir Gottes Hand erfassen. Durch so viel Leid müssen wir in diesem Leben hindurch. Und der ganze Unterschied, ob wir es mit Zufriedenheit oder Qual tun hängt davon ab, ob wir unsere Hand in der Hand Gottes haben oder nicht. Was uns hemmt im geistlichen Leben, ist Mangel an Hoffnung und Vertrauen. Jeder kann heilig werden, wenn er nur glaubt, daß Gott ihn heilig haben will. Warum IHN nur um kleine Dinge bitten? Er gäbe dir lieber Großes als so kleine Armseligkeiten. Der Unterschied zwischen einem Heiligen und einem gewöhnlichen Menschen besteht darin, daß der Heilige viel größer denkt von Gott.
Bruder, Schwester, glaube nicht, du förderst Gottes Sache dadurch, daß du dir selber den Mut nimmst. Im Gegenteil, je mehr dein Mut wächst, desto höher steigst du himmelwärts und läßt die Erde unter dir. Die Hoffnung wird dir Schwingen verleihen. Was du früher für unmöglich gehalten, wird dir leicht scheinen. Der Sieg ist sicher, sobald du an ihn glaubst.
Die Schwierigkeiten werden auf einmal verschwinden, wenn wir es nur zum wirklichen Glauben bringen, wie sehr Gott uns liebt. Unbesiegbare Zuversicht müssen wir haben trotz aller scheinbaren Schwierigkeiten.
Gott nur so ein allgemeines Denken an uns zuzuschreiben, heißt ihm ein unvollkommenes Denken zuzuschreiben. Ein jeder von uns ist durch das Blut des Gottessohnes erkauft worden. Wir sind wichtig für Gott! Wir sind die Vollstrecker seines Willens. Trotz meiner Sünden und Unvollkommenheiten verfolgt er meine ganze Lebensgeschichte mit unaufhörlicher Teilnahme.
Gott ist immer zum Greifen nahe. Gott ist immer in unserem Herzen. Gott umschließt uns von allen Seiten. Er liest all unsere Gedanken. Er kennt zuinnerst jedes hohe Sehnen, jede Furcht, jede Hoffnung unseres Herzens. Er versteht uns so vollkommen, daß er nicht die geringste Erklärung von unserer Seite braucht. Er vermag uns die Lösung der Fragen, die uns quälen, in den Schoß zu legen. Warum ziehen wir IHN nicht häufiger zu Rat? Warum öffnen wir unser Herz nicht seiner Liebe.?
Starre nie rückwärts auf das Vergangene. Halte dich nicht auf, um über eine Torheit nachzudenken, die du gesagt oder getan, oder um sie zu bedauern. Was geschehen, laß geschehen sein. Wir sind eben arme Geschöpfe- und nichts ist so weise, als in der Gegen- wart zu leben.
Hast ist ein Feind des inneren Lebens. Das Schlimmste nach der Sünde ist- zuviel zu tun haben. Eines Tages werden wir sagen: " Hätte ich nur nicht in dieser ewigen Hast gelebt. Die Heiligen lebten lange Tage. Ruhe und Frieden sind stets ihr Merkmal. Man kann ja freilich mitten in der größten Zerstreuung mit Gott vereint sein, doch ist es nicht der gewöhnliche Weg. Laß von dir nicht sagen, du hättest bei Tagesbeginn eine Viertelstunde verloren und müßtest ihr nun den ganzen Tag lang nachjagen. Halte ein wenig inne vor deiner Betrachtung! Gott hört ja nicht auf, im Himmel zu sein, weil du soeben schlechte Nachrichten bekommen hast. Ohne Ruhe wirst du nie große Heiligkeit erlangen.
Die Heiligen wurden nicht an einem Tag vollkommen. Sie brauchten lange Zeit, um ihren Charakter nach dem göttlichen Vorbild zu formen - und was ist mühseliger, als Arbeit an sich selbst? Doch sie waren nicht ungeduldig. Sie waren von erstaunlichem Frohsinn. Nie sagten sie:" Es ist unmöglich, daß ich über das hinauskomme" wie wir so oft versucht sind zu sagen. Sie wußten es besser. Warum sollte es nicht möglich sein? Liebt mich Gott nicht unendlich? Unser religiöses Leben braucht nie- versagenden Frohmut, wenn es blühen soll. Unser Herr sagt: " Kümmert euch nicht- überlaßt alles mir, ich werde Sorge für euch tragen!" Und du vertändelst und vergeudest Zeit und Kraft! Ist das nicht traurig? Wenn etwas bereut sein muß, bereue es, und dann wirf es hinter dich! Ein stilles Bedauern für das Geschehene- gut so! Aber kein ängstlicher Blick in Vergangenes oder Kommendes! Würde es dich freuen, wenn deine Kinder stets zweifelten, ob du sie auch morgen noch lieben werdest? Die Heiligen Gottes lebten in der Gegenwart. Sie taten ihr Bestes, und überließen alles Gott.
Nicht das Lesen frommer Bücher, noch das Hersagen langer Gebete, nicht Kunst noch Wissenschaft bringen das göttliche Kind in unser Herz. Die Liebe, die Sehnsucht nach ihm schaffen allein die Verbindung. Es kostet wirklich Anstrengung, die Axt an die Wurzel zu legen. Wir wissen, was Jesus liebt, was ihm mißfällt. Willst du Gott gewinnen, darfst du den Preis nicht scheuen.
Gott läßt uns das Leben eintönig erscheinen, weil wir sonst zu sehr an ihm hängen würden. Das ist einer der Wege, uns unsere Bestimmung für Gott zum Bewußtsein zu bringen, und wir sollten ihn als einen Teil unserer Erziehung willkommen heißen. Eines der größten Hindernisse unseres geistlichen Fortschrittes ist die Idee, daß Gott aus diesem oder jenem Grunde mit uns unzufrieden sei. Die meisten von uns sind Schwarzseher im religiösen Leben.
Wir denken: "Es wäre gar nicht recht, wenn Gott mir große Gnade verleihen würde, da ich schon zuviel Gnade zurückgewiesen habe." Solche Gedanken kommen vom Teufel. Gott liebt jeden von uns so innig, daß wir es gar nicht fassen können. Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns und vermißt uns, wenn wir zögern.
Alles, was uns Gott in unserer irdischen Prüfungszeit schickt, soll nur dazu führen, ihn zu lieben. Er läßt Versuchungen zu- um unserer größeren Vollkommenheit willen. Ist es nicht ermutigend und tröstend zu wissen, daß wir nirgends in der Welt Gott besser dienen können, als gerade in den Verhältnissen, in die wir hineingestellt sind? Fürchte dich nicht vor Vermessenheit. Er sagt: "Meine Arme sind ausgebreitet, komm zu mir."
Gott urteilt über uns als Einzelne, nicht als Teile einer Gemeinschaft. Jeder von uns existiert für ihn, als ob sonst niemand mehr da wäre .
Es ist nicht gut, unser Leben in " soviel Zeit für Gott" und " Soviel Zeit für die Welt" zu teilen. Wir sollen Gott in allem bei uns haben. Ein Heiliger unterscheidet sich von einem Sünder nicht dadurch, daß er hundert Gebetsweisen hat. Der Heilige kann lange Zeit nur von einem einzigen Gedanken erfüllt sein. Gott kann im Konzertsaal zu uns sprechen. Gottes Einsprechungen treffen uns, wo wir sie am wenigsten erwarten. Es ist nicht meine Absicht, den Gebrauch der Gnadenmittel zu unterschätzen, nur um euch Mut zu machen. Aber wir glauben nie genug daß Gott uns immer nahe ist. Sei überall seiner Gnade gewärtig. Manche scheinen zu glauben, wir hätten bei Gott nur gewisse Audienzstunden.
Gott ändert sich niemals. Wenn er eine Sünde verzeiht, dann ist sie verziehen und aus sei- nem Gedächtnis ausgelöscht. Gott fährt nicht fort, einen Groll zu tragen, wie wir es so oft tun. Gott sagt nicht, wie wir so oft sagen: " Ich verzeihe dir. Wir können jedoch nie mehr wieder die Alten sein." Gerade diese Schwierigkeit, zu glauben daß Gott ganz und gar verziehen hat, hindert wahrscheinlich viele daran, große Heilige zu werden.
Nehmen wir einen hohen Standpunkt ein, und halten wir von der Sünde, was Gott von ihr hält. Was hat es zu bedeuten, was die Welt sagt, wenn Gott etwas anderes sagt? die Welt wird uns nicht richten. Sie wird selbst gerichtet werden. Ob es wirklich nur eine Kleinigkeit ist, wer hat zu entscheiden?
ie sehr scheinen alte Schulden, frühere Sünden unser Herz kalt und hart zu machen. Und doch, nicht sie bilden die Ursache. Denn sie wurden uns ja jedesmal verziehen, wenn wir sie bereuten. Es sind unsere törichten Gedanken darüber, die uns schaden und uns die Finger so zögernd an der Türklinke festhalten lassen. Sei geduldig mit deinen Fehlern. Du bist nun einmal so- leider bist du so. Sei wohl traurig deswegen, aber nicht ärgerlich! Nimm es an! Sage dir: "Wenn es einen eingebildeteren Menschen gäbe als mich, es würde mich sehr erstaunen." Ich bin überzeugt, würde man diesen Wink befolgen, dann würde man anfangen, demütig zu sein. Ich bin ganz deiner Meinung, daß du voll Einbildung bist, aber trage es, bleibe dabei geduldig. Du zeigst ja, wie stolz du bist, indem du es so eilig hast, demütig zu werden! Du weißt: wenn du demütig wärest, wärest du heilig. Du bist stolz gewesen- laß es ruhig dabei bewenden!
Oder du warst äußerst ungeschickt- laß es dabei bewenden! Je weniger du Gesprochenes überdenkst, um so besser! Es drückt dich, daß du einen ungünstigen Eindruck erweckt hast- laß es dabei bewenden! Denn wenn du es ehrlich bedenkst, wirst du bald herausfinden: Ich bin ja gar nicht traurig, weil ich Gott mißfallen habe, sondern weil ich mein Selbstgefühl oder die gute Meinung bei anderen eingebüßt habe. Das ist weder Reue noch Demut. Verteidigt euch so wenig wie möglich! Wie viel kostbare Zeit verschwenden wir, um zu beweisen, daß wir tatsächlich wissen, wo Timbuktu liegt. Laßt den Fall ruhig zu euren Ungunsten ausgehen. Das ist ein ausgezeichneter Weg, um Gott näher zu kommen. Es hat keinen Pfifferling zu bedeuten, was andere Leute über euch denken, ausgenommen natürlich dann, wenn ihr in einer Verantwortung steht und andere davon abhängen. Ihr seid in Gottes Hand. Sprecht mit ihm darüber. Und kein Schaden wird daraus hervorgehen.
Wenn wir näher zu Gott kommen wollen, dann geschieht es nicht durch hohe Gedanken, noch durch äußeren Kraftaufwand, sondern durch Güte.
Es gibt keinen kürzeren Weg, Barmherzigkeit zu erlangen, als sie zu üben.
Einen Menschen, der mir im Zusammenleben Schwierigkeiten bereitet, soll ich betrachten als eigens gesandt, um mir bei der Selbstüberwindung zu helfen. Und just diesem Menschen gegenüber habe ich eine besondere Mission zu erfüllen.
Wenn Gott uns prüft und heimsucht, so tut er es nur, um uns näher an sich zu ziehen. Sein ganzes Verhalten gegen uns fußt auf der Liebe. Verkehre mit ihm auf dieser Grundlage.
Wir machen ihm keine Freude damit, daß wir mit Furcht vor ihn treten. Waren wir große Sünder, so brauchen wir um so mehr Liebe. Wenn du vor ihn trittst, mache keine Einleitung so lang und umständlich wie ein Landesgesetz. Selbst wenn du einen Fehler begangen hast, stell dich nicht in eine Ecke und schluchze sorgenvoll, was nun Gott mit dir anfangen wird.
Sobald Gott sieht, daß dir eine Sünde wirklich leid tut, verzeiht er dir und denkt nicht mehr daran. Eine herzliche Reue, mehr verlangt er nicht. Es gefällt ihm nicht, wenn du ihm eine Woche fernbleibst, weil du gestrauchelt bist. Und doch, wie oft machen wir diesen schweren Fehler, der von unserer falschen Einstellung zu Gott kommt. Fassen wir die ausgestreckte Hand Gottes, wie es sich geziemt, und bitten wir Maria unsere Mutter, sie möge uns lehren, wie wir ihm dienen und Freude machen können.
Um offen die Wahrheit zu sagen: das Maß unseres Gottvertrauens und unserer Selbsthingabe ist das Maß unseres Fortschritts im Heiligwerden. Wenn wir im Dienste Gottes lässig sind, indes unsere Lebensuhr abläuft, so ist der Grund nicht etwa, daß wir schwach sind oder eine unbefriedigende Vergangenheit hinter uns haben oder gegenwärtig quälende Versuchungen erleiden. Denn in all diesen Dingen ist Gott bereit, uns mehr als genug zu helfen, wenn wir uns nur helfen lassen. P. Faber sagt: "Das Übel aller Übel ist der Mangel an Vertrauen." Beständiges Vertrauen sichert uns Gottes Hilfe- sonst hungert unsere Seele mitten im Überfluß und stirbt vor Durst an den Quellen des lebendigen Wassers.
Was erwartet Gott denn von mir?" Er erwartet, daß du das Leben nimmst, wie es ist, und deine Prüfungen und Enttäuschungen so ruhig wie möglich trägst. Leeres Klagen darüber, daß die Dinge so anders sind, als sie sein sollten, müssen wir vermeiden. Die Dinge werden nicht besser durch Kümmern und sorgen, sondern durch Frohsein und Glücklichsein.
Eine bevorzugte Dienerin Gottes bat ihn, ihre Oberin von gewissen Temperamentsfehlern zu befreien. "Nicht im geringsten" antwortete der Herr "diese Fehler sind dir und ihr nützlich. Sie tun ihr so leid, daß ich sie umso mehr liebe."
Es ist besser, zwei Eier zu nehmen und zu denken: "Ich kann mich wirklich nicht beherrschen", als nur ein Ei zu nehmen und zu staunen, wie kurz es noch gehen müsse bis zu meiner Heiligsprechung.
Dem äußeren Schein nach war das Leben Jesu ein verfehltes. Und das wird auch bei uns oft der Fall sein. Aber gerade dann sind wir ihm am ähnlichsten. Und gerade in unserem Mißerfolg liegt in Gottes Augen unser wahrer Sieg.
Gott ist von wundervoller Nachsicht für uns, aber wir tun nicht das Unsere. Wir werden nie in ein richtiges Verhältnis zu Gott kommen, solange wir nicht an seine wirkliche Liebe zu uns glauben. Er verzeiht uns ganz. Denn Er weiß, wie schwer es für uns ist, beständig und gut zu sein. Begehe nicht den ungeheuren Fehler, es noch für tugendhaft zu halten, wenn du nicht zu hoffen wagst, in Gottes Gnade zu stehen. Du kannst nicht tief genug überzeugt sein, daß Gott unendlich barmherzig ist!
Wenn wir schwer leiden, haben wir die tröstliche Gewißheit, daß große Gnaden unser harren, sobald wir dafür aufnahmefähig sind.
Was immer Gott für uns auswählt, es ist das Beste. Alles was wir zu tun haben, besteht darin, daß wir alles ihm überlassen und zwar alles, was uns angeht, sogar unsere Heiligung. Hören wir auf, um unser kleines Ich ängstlich besorgt zu sein. Wir sind es gar nicht wert. Gott allein ist wahrer Beachtung wert. Heften wir unseren Blick auf ihn. Wir werden in ihm stets neue Schönheiten entdecken, neue Gründe ihn zu lieben- so unendlich viele, daß sie uns nicht nur während der kleinen Weile unseres Erdenlebens, sondern in alle Ewigkeit fesseln werden.
Es ist das sicherste Zeichen, daß wir Gott näher ommen, wenn wir zartfühlender werden. Christus liebt einfältige, kindliche Menschen, die bereit sind, in seinem Dienst etwas zu wagen. Es gibt leider allzu viele Leute, die über jedes Wagnis im Dienst Gottes kaltes Wasser schütten möchten. Wenn du deinem Ziel entgegenstrebst und jedes mal einen großen Seufzer der Erleichterung ausstößt, sobald eine Schwierigkeit vorüber ist, so befürchte ich sehr, daß du überhaupt nicht die Richtung auf Gott hast. Wenn dein Leben dem eines Weltmenschen gleicht- stets Vergnügen bei der Hand, von allen bewundert und geliebt, stets Erfolg und schließlich ein ruhiger Tod, danach- wie du selber meinst- Überführung in den Himmel, so sage ich dir, dieses Leben ist sehr verdächtig. Es hat einen großen Fehler: es stimmt nicht mit der Heiligen Schrift überein.
Wahre Religion ist stetes Gottesbewußtsein Wenn wir Gott Freude machen wollen dann machen wir sie ihm und zwar den ganzen Tag. Wenn wir mit ihm eins sein wollen, dann sind wir es. Beten besteht nur in einem: mit Gott in lebendige Verbindung kommen wollen. Einige Leute meinen, Gott wolle unterrichtet werden und erzählen ihm eine lange Geschichte. Wenn sie es in Einfalt tun, ist es ein ganz gutes Gebet. Aber wenn euch nicht nach Worten verlangt, kommt einfach und gebt euch Gott hin! Es braucht überhaupt keine Worte. Vergeßt nicht, daß die Heiligung von Gott kommt und nicht von uns! Verlegt euch nicht zu sehr darauf, die herrlichen Gebete der Heiligen zu verrichten. Gott will eure Stimme hören, nicht die Stimme eines anderen." hr sollt allezeit beten" nicht nur zu bestimmten Zeiten. Gott wohnt im Innersten meines Herzens. Nicht Worte will er, aber beständigen Dienst.
Wenn es dir nur ernst ist, wirst du zu Gott gelangen. Denn er sehnt sich danach, sich dir zu geben.
Bei Gott ist nichts unmöglich. Sprechen wir mit ihm, der die Fäden der ganzen Schöpfung in Händen hält, der allweise und allmächtig ist, dessen Willen niemand aufhalten kann, so ist es lächerlich, von Schwierigkeiten zu reden, außer von solchen, die wir uns selber bereiten. Wir können um zuwenig bitten. Wir können nicht um zuviel bitten. Wir können nicht zu gut von Gott denken. Wir können seine Freigebigkeit nicht überschätzen. Wer törichterweise nicht glauben will, daß Gott seine Freundschaft sucht, der bindet ihm die Hände. Man braucht nicht in die Wüste gehen, um ein Heiliger zu werden. Daß Heiligkeit von äußeren Umständen abhänge, das ist die allergrößte Selbsttäuschung. Du hast in der Welt als Mann oder Frau besser Gelegenheit, heilig zu werden, als ein Karmelit- wenn du da bist, wo Gott dich haben will.
Weil Gott allein unendlich weise und allmächtig ist, ist es sein besonderes Vorrecht, jedes einzelne Leben so zu leiten und zu regeln, als ob just diese Seele der Mittelpunkt des Weltalls wäre, als ob alle Dinge allein und gänzlich auf ihren Fortschritt hingeordnet wären.
Du kannst dich nicht genug darauf verlassen, daß Gott dir helfen wird- aber nicht, daß er es zu einer von dir bestimmten Zeit und auf diese oder jene von dir zurecht elegte Weise tun wird.