Aber ich schlug an einem Weihnachtsabend in Potsdam die Heilige Schrift auf - ich hatte sie mir als Knabe in Luthers Übersetzung gekauft - und floh nach wenigen Kapiteln in die kalte dunkle Straße. Denn es war ja klar: Unter diesem Anspruch der Wahrheit kehrt sich das Leben um. Dieses Buch kann man nicht lesen. Man kann es nur tun. Es ist kein Buch. Es ist Lebensmacht. Und es ist unmöglich, auch nur eine Zeile zu begreifen, ohne den Entschluß zu vollziehen. Reinhold Schneider, Schriftsteller
Die Heilige Schrift gleicht einem kostbaren Schatz. Denn gleichwie man sich großen Reichtum erwerben kann, wenn man von einem Schatze auch nur weniges nehmen darf, so ist dies auch bei der heiligen Schrift der Fall. In einem einzigen kurzen Ausspruch derselben ist eine Fülle von Gedanken, ein unaussprechlicher Reichtum enthalten. Johannes Chrysostomos († 407)
Welch ein Buch! Groß und weit wie die Welt, wurzelnd in den Abgründen der Schöpfung und hinaufragend in die blauen Geheimnisse des Himmels. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Verheißung und Erfüllung, Geburt und Tod, das ganze Drama der Menschheit, alles ist in diesem Buch. Es ist das Buch der Bücher, Biblia.
Heinrich Heine, Schriftsteller
Von meiner Kindheit an hat mich die Bibel mit Visionen über die Bestimmung der Welt erfüllt ... In Zeiten des Zweifelns haben ihre Größe und ihre hohe dichterische Weisheit mich getröstet. Sie ist für mich wie eine zweite Natur.
Marc Chagall
Die Heilige Schrift lesen, heißt von Christus Rat holen.
Franziskus von Assisi (1181-1226)
Ich glaube, dass die Bibel allein die Antwort auf all unsere Fragen ist und dass wir nur anhaltend und demütig zu fragen brauchen, um die Antwort von ihr zu bekommen. Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
Die Heilige Schrift ist ein gott-menschliches Gespräch; und keiner, der es mit dem Herzen liest, kann sich seiner suggestiven Gewalt entziehen. Er wird selbst in dieses Gespräch hineingezogen und Gott gewinnt über ihn Macht, so daß sein ganzes Leben davon ergriffen und umgestaltet wird. Otto Mauer
Wer in der Bibel zu lesen beginnt, der stellt die üblichen Fragen, ungeduldige, unverständige, hochmütige Fragen. Alle diese Fragen bleiben ohne Antwort. Wer trotzdem weiterliest, dem beginnt die Bibel ihre Fragen zu stellen. Wer ihnen nicht ausweicht, findet das Tor zum Leben. Horst Bannach (1912-1980)
Es gibt Menschen, die die Bibel nicht brauchen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich habe die Bibel nötig. Ich brauche sie, um zu verstehen, woher ich komme. Ich brauche sie, um in dieser Welt einen festen Boden unter den Füßen und einen Halt zu haben. Ich brauche sie, um zu wissen, dass einer über mir ist und mir etwas zu sagen hat. Ich brauche sie, weil ich gemerkt habe, dass wir Menschen in den entscheidenden Augenblicken füreinander keinen Trost haben und dass auch mein eigenes Herz nur dort Trost findet. Ich brauche sie, um zu wissen, wohin die Reise mit mir gehen soll. Jörg Zink
Die Bibel ist wie ein Dom, der, von Jahrhunderten und durch Jahrhunderte erbaut, die Spuren der Zeit an sich trägt. Die einen kritisieren die Verschiedenheit der Stile, bemängeln die schadhaften Stellen, die verwitterten Gesimse [...]. Die anderen aber freuen sich am mystischen Halbdunkel, an den Bildern und Statuen, die mehr Zeugen des Glaubens als der Kunst und einer alten Zeit sind. Ernst Benz
Die Bibel ist für das Abendland das Buch der Bücher: nicht bloßer Moralkodex, sondern das größte spirituelle Werk über Tod und Leben - unerreicht in der Fülle der Geschichten und Gedanken, Grundlage unserer Kultur, Mentalität und unseres Menschenbildes. Wer die Bibel nicht kennt, blickt blind in die Vergangenheit, Zukunft und in sich selbst. Kai Diekmann, Herausgeber von Bild und Bild am Sonntag, Chefredakteur von Bild
Die Nachrichten von heute sind bereits morgen von gestern. Bleibend aktuell ist das uralte Buch voller Fakten, Fakten, Fakten: Die Bibel. Sie ist eine tägliche Neuerscheinung auf dem Kursbuch-Markt. Wer sie liest, steht auf dem Boden der Tatsachen. Doch aus dem Lesebuch muß ein Lebensbuch werden. Peter Hahne, ZDF-Moderator
Die Bibel ist für den Leser
ein entsetzliches,
ein gefährliches Buch,
er ist gezwungen
zu sehen, wie es, in der Tiefe,
mit ihm steht, dem Sterblichen ...
Du, der du heutigen Tages die Bibel liest:
Achtung, Todesgefahr!
Oder Lebensgefahr? Beseelende Gefahr?
Begeisternde Gefahr,
seit jener Nacht der Zeiten?
Heilsame Gefahr? Heilsgefahr? Peter Handke, Schriftsteller
Der Bibel entnehme ich heute weniger die Jenseitsvertröstung als vielmehr die Diesseitsbewältigung. Dr. Herbert Bronnenmayer, Ganzheitsmediziner
Einst las ich in der Nacht Karl Marx, nichts gegen ihn. Aber die Bibel ist noch spannender. Dr. Günter Nenning
Als praktizierender Katholik hat mir die Bibel als Leitlinie in Höhen und Tiefen des Lebens immer viel bedeutet und ich wünsche mir, dass das "Buch der Bücher" nicht irgendwo in Bücherregalen verstaubt, sondern täglich hervorgeholt und auch gelesen wird. Nur durch die Bibel können wir uns über alles Trennende hinwegsetzen. Dr. Helmut Zilk, Altbürgermeister von Wien
Die Bibel ist für mich Gottes Wort und entspricht der reinen Wahrheit. Schon seit meiner Kindheit ging ich regelmäßig zu Kinderstunden und dort lernte ich die Bibel immer besser kennen. Heute lese ich jeden Tag in der Bibel, um Gottes Wort immer mehr zu verstehen. Mein Lieblingsvers: Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Celine Roschek, Miss Austria
Die Bibel ist mein wichtigster Wegbegleiter, sei es bei meiner morgendlichen stillen Zeit oder auf Reisen. Hier spricht Gottes Geist zu den Menschen, spendet Trost und gibt Kraft für die Herausforderungen jedes neuen Tages. Prof. Karlheinz Essl, Museumsstifter
Ich weiß nicht, ob man die Göttlichkeit der Bibel einem beweisen kann, der sie nicht fühlt. Wenigstens halte ich es für unnötig. Das Buch bleibt, was es ist, und wird nicht dazu, wozu es dieser oder jener machen möchte. Johann Wolfgang v. Goethe († 1832)
Eigentlich lernen wir nur von Büchern, die wir nicht beurteilen können. Der Autor eines Buches, das wir beurteilen können, müßte von uns lernen. Deswegen ist die Bibel ein ewig wirksames Buch, weil, solange die Welt steht, niemand auftreten und sagen wird: Ich begreife es im ganzen und verstehe es im einzelnen. Johann Wolfgang v. Goethe († 1832)
Sie tun wohl, daß Sie ihre einzige Beruhigung in den Evangelien suchen; denn es ist die unversiegbare Quelle aller Wahrheiten, die, wenn die Vernunft ihr ganzes Feld ausgemessen hat, nirgend anders zu finden sind. Immanuel Kant († 1804)
Die Bibel ist das Buch, dessen Inhalt selbst von seinem göttlichen Ursprung zeugt. Die Bibel ist mein edelster Schatz, ohne den ich elend wäre. Immanuel Kant (1724-1804)
Niemand ist so hoch gebildet, niemand so ungebildet, dass er auf die Bibel verzichten könnte. Paul Wilhelm von Keppler (1852-1926)
Der Kenntnisreiche dringt nur tiefer in die Bibel ein, aber keiner geht eigentlich unbefriedigt hinweg. Wilhelm v. Humbold († 1835)
Gewiß bin ich der Meinung, daß ein Anfänger [...] zuerst mit den leichteren Partien der Bibel sich befassen soll. Man soll ihm sogar den Grundsatz nahelegen: Gehe über schwierige Stellen hinweg und mühe dich nicht ab, sie zu verstehen. Denn auch aus den leichten Stellen spricht Gott, und deren gibt es sehr viele. Allmählich wird die Zahl der schwierigen Stellen immer geringer werden. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, daß eine solche Stelle plötzlich blitzartig aufleuchtet und den tiefsten Sinn gibt. Es ist ja auch verständlich, je geheimnisvoller eine Schriftstelle ist, umso tiefer ist sie im Geiste Gottes verankert und umso größer wird die Erkenntnis Gottes, wenn man die Stelle ergründet. Solche Entdeckungen gehören zu den größten geistigen Freuden. Pius Parsch
Die Bibel ist wie ein Strom, der so flach ist, dass ein Lamm daraus trinken kann, und so tief, dass ein Elefant darin baden kann. Papst Gregor der Große (540-604)
Wie Gott über den Willen gebietet - aber der Wille ist frei; wie er über dem Lauf der Weltgeschichte steht - aber die Menschen sind Spieler; so hat er die Heilige Schrift inspiriert - aber Menschen haben sie geschrieben. John Henry Newman (1801-1890)
Mir bereiten nicht die unverständlichen Bibelstellen Bauchweh, sondern diejenigen, die ich verstehe. Mark Twain, Schriftsteller
Ich lag auch einmal an der Krankheit darnieder, daß mir Gottes Wort vorkam wie eine ausgedrückte Zitrone. Gottlob, es ist mir jetzt wieder eine Frucht, die auf dem Lebensbaume blüht. Johann Gottfried v. Herder († 1813)
Die Bibel bedeutet für jeden gläubigen Christen die geistige Heimat. Aber auch diejenigen, die in ihr nicht mehr als eine Sammlung historischer und dichterischer Dokumente sehen möchten, und selbst jene, die sich gleichgültig von ihr abgewandt haben, nähren sich unbewußt aus dem Geiste, der Sprache und Dichtung, Gesetzgebung und Sittlichkeit jedes christlichen Volkes durchdringt. Wo selbst diese mittelbaren Wirkungen nicht mehr aufgenommen werden, beginnt die Wüste und der seelische Tod. Ina Seidel, Schriftstellerin
Es gibt begnadete Maler, die mit wenigen Strichen eine ganze Landschaft festhalten können. Ich glaube, in dieser Kunst ist auch die Heilige Schrift Meisterin. Sie sagt nur ein paar Worte; aber es will uns scheinen, als hätte sie mit einem Schlage uns alle und unsere Lage erfasst. Johannes Busch (1905-1956
Wunderbar ist es, ein Herz zu haben, wenn dieses auch noch so klein ist, um sich dessen bedienen zu können, um Gott zu lieben.
Der Mensch ist aus Liebe geschaffen. Deshalb fühlt er sich wesenhaft zur Liebe gedrängt. Andererseits ist er zu groß, als daß ihn auf dieser Welt etwas zufriedenstellen könnte. Nur wenn er sich Gott zuwendet, findet er Zufriedenheit und Erfüllung. Zieht einen Fisch aus dem Wasser, er wird nicht weiterleben. So auch der Mensch ohne Gott.
Gott lieben, was ist das Herrliches! Der Himmel ist notwendig, um diese Liebe zu begreifen. Das Gebet ist dazu eine Hilfe, denn es trägt die Seele bis zum Himmel empor.
Die häufigsten Versuchungen entstehen aus dem Stolz und aus unkeuschen Gedanken. Eines der wirksamsten Gegenmittel besteht in einem aktiven Leben zur Ehre Gottes. Viele sind willenlose Müßiggänger. Kein Wunder, wenn der Teufel die Oberhand gewinnt.
Die schlechten Christen läßt der Teufel in Ruhe; niemand beachtet sie. Wer aber das Gute tut, den macht er zur Zielscheibe des Spottes und der Verleumdungen. Das ist ein Anlaß zu großen Verdiensten.
Wen Gott liebt, für den sind Prüfungen keine Strafe, sondern Gnaden.
Ein armes Mädchen, das früh zur Waise geworden war, hatte bei guten Bauersleuten Aufnahme und bescheidenen Unterhalt gefunden. Jeden Morgen hatte es den Blumenkohl auf den Markt getragen. Und wenn es ihn jeweils an den Gemüsehändler abgesetzt hatte, ging es jedes mal in die nahe Klosterkirche. Dort verneigte es sich andächtig vor dem Bilde der seligsten Jungfrau und legte zwei oder drei Blätter seines Blumenkohls als Weihegabe der Madonna zu Füßen; denn es hatte nichts anderes, um es ihr darzubringen. Die Mönche bemerkten mit Verwunderung die sonderbare Spende, die ihnen fast wie eine Mißachtung vorkam. Darum bestellten sie eines Tages das Kind zu sich, um es zu fragen warum es das tue. Das Mädchen erwiderte: „Weil ich die himmlische Mutter so lieb habe- meine irdische Mutter habe ich verloren." „Aber kannst du ihr das nicht auf eine andere Weise zeigen, kannst du nicht beten?" Das Kind verneinte es. Da sagten ihm die Patres, es solle jeden Morgen ins Kloster kommen, damit sie es beten lehrten. Und so geschah es: Das Kind lernte in kurzer Zeit lesen und schrieben, dazu etwas Katechismus und einige Gebete. Aber nun brachte es keine Kohlblätter mehr zum Bilde der Madonna, denn es schämte sich dessen. Dabei aber wurde das Kind mit jedem Tag trauriger, so dass es den guten Mönchen auffiel, und sie fragten es, warum es nicht mehr so froh sei wie früher. „Ach," erwiderte das Mädchen „weil mich die himmlische Mutter nicht mehr so lieb hat wie früher". „Und woher weißt du das?" „ Ich weiß es, ich weiß es ganz sicher" , sagte das Kind. „Und seit wann hast du bemerkt, dass sie sich nicht mehr so lieb hat wie früher?" „Seit ich so viel gelernt habe" entgegnete das Kind." „Aber wie" forschten die Patres weiter. „Wendet sich etwa die Himmelsmutter von dir ab, wenn du zu ihr betest oder wenn du ein Lied zu ihren Ehren singst? „„Nein, das nicht" entgegnete das Kind. „Warum also meinst du, dass sie dich früher lieber hatte" „ Weil sie früher, als ich ihr nur meine Kohlblätter bringen konnte , mir jedes mal zulächelte, und jetzt lächelt sie nicht mehr." (Spanische Legende)
Die 15 Verheißungen der Rosenkranzkönigin, gegeben an den seligen Alanus de Rupe:
I.Wer meinen Rosenkranz beharrlich betet, erlangt eine besondere Gnade.
2.lch verspreche allen, die andächtig den Psalter meines Rosenkranzes beten, meinen besonderen Schutz und große Hulderweise
3.Der Rosenkranz ist ein mächtiger Schild gegen den bösen Feind; vernichtet das Laster, verhindert die Sünde und rottet die Irrlehre aus.
4.Der Rosenkranz bewirkt das Wiederaufblühen der Tugend und der Werke der Gottseligkeit. Durch ihn wird den Seelen die Fülle der göttlichen Erbarmungen zuteil. Er wird die Herzen umkehren, und sie werden anfangen das Irdische zu verachten und das Himmlische zu lieben und rasche Fortschritte machen. Viele Seelen werden durch den Rosenkranz gerettet.
5.Die Seele, die vertrauensvoll durch meinen Rosenkranz die Zuflucht zu mir nimmt, geht nicht verloren.
6.Alle, die andächtig den Rosenkranz beten und dabei die Geheimnisse betrachten, werden vom Unglück nicht niedergebeugt und vor einem unvorhergesehenen Tod bewahrt bleiben. Sind sie in Sünden, so werden sie die Gnade der Bekehrung erlangen; die Gnade der Beharrlichkeit aber, wenn sie gerecht sind, und sie werden des ewigen Lebens teilhaftig werden.
7.Die Gläubigen, die mein Rosenkranzgebet andächtig pflegen, werden nicht ohne Empfang der heiligen Sakramente sterben.
8.Ich will, daß alle, die meinen Rosenkranz mit Andacht beten, während ihres Lebens und im Augenblick ihres Todes der Fülle göttlicher Erleuchtungen und Gnaden teilhaftig werden so wie der Verdienste der Heiligen Gottes.
9.Sehr bald werde ich die Seelen aus dem Fegfeuer befreien, die in ihrem Leben meinen Rosenkranz geliebt haben.
10.Die treuen Kinder meines Rosenkranzes werden sich im Himmel großer Herrlichkeit erfreuen.
11.Alles, worum man mich durch den heiligen Rosenkranz bittet, wird man erhalten. 12.Wer meinen Rosenkranz verbreitet, wird in all seinen Nöten meine Hilfe erfahren. 13.Ich habe von meinem göttlichen Sohn die Gnade erlangt, daß alle, die in der Bruderschaft vom heiligen Rosenkranz sind, die glücklichen Bewohner des Himmels im Leben und im Tode zu ihren Brüdern und Schwestern und Fürbittern haben. 14.Alle, die meinen Rosenkranz beten, sind meine geliebten Kinder und Brüder Jesu Christi, meines eingeborenen Sohnes.
15.Die Andacht zum heiligen Rosenkranz ist ein besonderes Merkmal der Auserwählung.
Wenn ein Mensch auch nur ein einziges Mal in seinem Leben einen betrübten oder kranken Mitmenschen in seinem Leiden mit aufrichtigem Herzen tröstet und seine Schmerzen zu erleichtern sucht, seien es körperliche oder seelische, wird seine Seele nicht verloren gehen. Denn die Barmherzigkeit Gottes kommt ihm in der Todesstunde zu Hilfe. Sie gibt ihm aufrichtige Reue über alle seine Sünden, und wären sie rot wie Blut. Die Gerechtigkeit steckt das Schwert in die Scheide, wo die Barmherzigkeit erscheint. Jesus Christus selbst hat ja gesagt, daß die Barmherzigen Barmherzigkeit erlange
Es gibt nichts Edleres auf der Welt, als wenn ein Trostloser, ein von Leidenslast niedergedrückter Mensch eine bitter gekränkte Seele, ein gebrochenes Herz anderer zu trösten versucht, ohne sich über sein eigenes Kreuz zu beklagen. Wer zu dem fähig ist, ist ein wahrer Jünger Christi und die göttliche Liebe wohnt in ihm. Er wird sanft und ruhig, seine Augen schließen sich für dieses Leben, um mit den Augen seiner Seele den Urquell alles Trostes zu sehen und von ihm die Worte zu hören: " Ich war traurig, und du hast mich getröstet, gehe ein in die Freude deines Herrn."
Der Heilige Geist liebt ein stilles Herz, denn ein stilles Herz hört, was der Geist Gottes spricht. Wenn ein Herz zu viel mit Sorgen, Begierden und Wünschen erfüllt ist, kann es nicht hören, was der Herr spricht. Wenn in einem Haus großer Lärm ist, überhört man das Klopfen an der Haustür. Wie oft klopft der Heilige Geist ans Menschenherz und man hört ihn nicht. Wie unsagbar groß sind die Wirkungen des Heiligen Geistes in einer stillen Seele. Der Heilige Geist ist unendlich und seine Gnaden sind es ebenso. Er ist es, der dem Joch Christi alles Schwere und Bittere nimmt, der es leicht macht, ja noch mehr, der das heiße Verlangen nach dem Kreuz entzündet und der stillen, ergebenen Seele den Weg zeigt zur Erkenntnis der Herrlichkeit des Kreuzes, und der sie kosten läßt, wie süß das Kreuz ist. Der Heilige Geist gebietet dir, fromm zu sein, und er gibt dir auch die notwendigen Gnaden dazu. Wenn du nur willst, dann kannst du im Heiligen Geist stets fröhlich sein, auch wenn du unter dem Kreuze liegst. Der Heilige Geist verlangt dich ohne jeden Vorbehalt zu besitzen, wie ein König will er ausschließlich in deinem Herzen regieren. Liebe Gott über alles, und dein sind die größten Tröstungen der göttlichen Liebe.
Jesus: Es gibt keine mich liebende Seele, die von mir zuviel verlangen könnte. Die Erinnerung an frühere Sünden und Nachlässigkeiten, an die täglichen Fehler und Schwächen darf dich niemals abhalten, etwas von mir zu fordern. Alles für alles. Du gibst mir dein Herz und ich gebe dir das meine. Ich bin Gott. Du kannst daher alles von mir erwarten. Dadurch, daß du dich aus mißverstandener Demut besonnen hast, mein Herz zu verlangen, hast du gewissermaßen meine Ehre verkürzt und meine übergroße Liebe angezweifelt.
Der Barmherzigkeit Gottes kann man niemals zuviel Liebe zutrauen. Was mich betrifft, sage ich: Für die Barmherzigkeit Gottes gibt es keine Beschränkung, sie kann alles, sie tut alles, sie kommt uns zuvor und folgt unseren Schritten - wir atmen, leben und sind in der Barmherzigkeit Gottes. Verlange alles von der göttlichen Barmherzigkeit, und sie gewährt dir alles. Je mehr du auf Gott vertraust, desto lieber hat dich der Herr. Ich verlangte in letzter Zeit oft das menschlich Unmögliche von der Barmherzigkeit Gottes, und sie tat immer nach meinem Willen, oder gab mir etwas noch viel Besseres.
Altvater Antonios richtete seinen Blick auf die Tiefe der Ratschlüsse GOTTES und stellte die Frage:" Herr, wie kommt es, daß manche nach einem kurzen Leben sterben andere aber ein hohes Alter erreichen? Und warum leiden die einen Not, während andere reich sind? Warum schwelgen die Ungerechten in Reichtum, und die Gerechten sind in Armut?" Da kam eine Stimme zu ihm, die sprach: " Antonios, achte auf dich selbst; denn das sind Fügungen GOTTES und es frommt dir nicht, sie zu erforschen."
Abbas Josef fragte den Abbas Sisoes: "In welcher Zeit muß der Mensch seine Leidenschaften ausrotten;" Der Greis antwortete: "Die Zeiten willst du erfahren?" Abbas Joseph sagte: "Ja." Darauf sagte der Greis: " Zur Stunde, in der die Leidenschaft kommt, rotte sie aus."
Abbas Johannes sprach: " Die leichte Last lassen wir beiseite, nämlich sich selber tadeln. Die schwere laden wir uns auf, das heißt, sich selber für gerecht halten."
Ein Bruder in der Sketis war gefallen. Man hielt eine Versammlung ab und schickte zu Abbas Moses. Der aber wollte nicht kommen. Daraufhin sandte ihm der Priester den Auftrag: "Komm, denn das Volk erwartet dich." Moses erhob sich und kam. Er nahm einen durchlöcherten Korb, füllte ihn mit Sand und nahm ihn auf die Schulter. Die Brüder gingen ihm entgegen und sagten: "Was ist das, Vater?" Da sprach der Greis zu ihnen: "Das sind meine Sünden. Hinter mir rinnen sie heraus, und ich sehe sie nicht und nun bin ich heute gekommen, um fremde Sünden zu richten." Als sie das hörten, sagten sie nichts mehr zu dem Bruder, sondern verziehen ihm.
Abbas Pambo sprach: "Wenn du ein Herz hast, kannst du gerettet werden."
Altvater Moses fragte den Altvater Silvanos:" Kann der Mensch täglich einen neuen Anfang machen?" Der Greis antwortete: "Wenn er ein Arbeiter ist, kann er sogar jede Stunde einen Anfang machen“
Ein Bruder pflegte sich umso mehr zu freuen, je mehr ihn ein anderer schmähte oder verlachte. Denn er sagte sich: Das sind die Leute, die uns Gelegenheit zur Vervollkommnung geben. Die uns aber lobpreisen, die verwirren unsere Seelen. Denn es steht geschrieben: Die dich selig preisen, die betrügen dich.
Abbas Hyperichikus sagte: "Jener ist wahrhaft weise, der andere durch seine Tat, nicht durch seine Worte belehrt."
Ein Altvater sprach: Wir kommen deshalb im Guten nicht voran, weil wir nicht Maß zu halten verstehen, noch auch bei angefangenen Arbeiten Geduld haben, sondern die Tugend ohne Mühe erlangen möchten
Ein Altvater erzählte uns: eine angesehene, edle Frau reiste einst zur Verehrung der heiligen Orte, und als sie nach Caesarea kam, wollte sie dort ausruhen und bat den Bischof, er solle ihr eine Jungfrau senden, die sie in der Frucht Gottes unterweise. Der Bischof suchte ihr eine demütige Jungfrau aus und schickte sie zu ihr. Nach einiger Zeit, als ihr der Bischof einmal begegnete, fragte er sie: "Wie führt sich die Jungfrau, die ich dir angewiesen habe?" Die Frau antwortete: " Sie ist sicher gut, doch nützt sie meiner Seele nicht gerade viel. Denn in ihrer Demut läßt sie mich in allem meinen eigenen Willen tun." Da gab ihr der Bischof eine rauhere, die sie bei jeder Gelegenheit schimpfte, und sie eine reiche Närrin und ähnliches schalt. Als der Bischof nach einiger Zeit wieder nachfragte, wie sie nun mit dieser Jungfrau zufrieden sei, da antwortete sie: "Wirklich, die nützt meiner Seele." Und durch diese erlangte sie eine große Sanftmut.
Ein Greis wurde befragt, wieso einige sagen könnten, sie hätten Engel geschaut? Er antwortete: Selig ist, wer stets seine Sünden sieht!
Zwei Altväter wohnten in einem Kellion und hatten sich nie jemals auch nur im geringsten entzweit. Da sprach einmal der eine zum anderen: Wir wollen auch einmal einen Streit anfangen wie andere Leute. Der andere aber sagte: Ich weiß nicht, wie ein Streit entsteht. Jener antwortete: Sieh, ich lege einen Ziegelstein in die Mitte und sage: Er gehört mir. Darauf sagst du: Nein, er gehört mir! und daraus entsteht dann Streit und Zank. Und nachdem er den Stein in die Mitte gelegt hatte und sagte: Der ist mein und nicht dein!, antwortete der andere: Ich glaube, er ist mein. Hierauf sagte der erste wieder: Er ist doch mein und nicht dein! Da sagte der zweite: Wenn er denn dein ist, dann nimm ihn! Darauf hatte ihr Streit wieder ein Ende.
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Der Akt der Hingabe
(von Don Dolindo Ruotolo)
Don Dolindo, neapolitanischer Priester, gestorben im Ruf der Heiligkeit, hat diese Lehre über die Hingabe an GOTT geschrieben, die JESUS selbst ihm eingegeben hat:
JESUS zur Seele: Warum laßt ihr euch beunruhigen und verwirren? Überlaßt mir die Sorge um eure Sachen, und alles wird sich beruhigen. In Wahrheit sage ich euch, daß jeder wahre, blinde, totale Akt der Hingabe an mich die Wirkung hervorbringt, die ihr wünscht und die dornenvolle Situation löst. Sich mir hingeben heißt nicht: sich ängstigen, sich beunruhigen und verzweifeln und dann ein erregtes Gebet an mich richten, damit ich euch beistehe. Sich mir hingeben heißt: Die Augen der Seele ruhig schließen und sich mir überlassen, damit ich allein euch ans andere Ufer trage wie schlafende Kinder auf den Armen der Mutter. Das, was euch durcheinander bringt und sehr schadet, ist euer Grübeln, euer Nachsinnen, Sorgen und Abquälen im Glauben, um jeden Preis alles selber tun zu müssen. Wie vieles wirke ich, wenn die Seele sich in ihren geistigen und materiellen Bedürfnissen an mich wendet, mich anschaut, und während sie sagt: "Sorge du!" die Augen schließt und ruht. Ihr habt wenig Gnaden, wenn ihr euch abquält, sie zu bekommen; ihr habt sehr viele, wenn euer Gebet ein volles "Sich- Mir- Anvertrauen" ist. Im Leid betet ihr, daß ich es euch nehme, aber es euch so nehme, wie ihr es euch vorstellt....Ihr wendet euch an mich, aber ihr wollt, daß ich mich euren Ideen anpasse; ihr seid wie Kranke, die den Arzt um eine Kur bitten, sie jedoch selber vorschreiben. Macht es nicht so, sondern betet, wie ich euch im Vaterunser gelehrt habe: "Geheiligt werde Dein Name", das heißt: "Sei verherrlicht in dieser meiner Not und Bedrängnis." "Dein Reich komme", das heißt: "Alles trage bei zu Deinem Reich in uns und in der Welt." "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden", das heißt: "Verfüge du in dieser meiner Angelegenheit, wie es dir besser erscheint für unser ewiges und zeitliches Leben." Wenn ihr mir wirklich sagt: "Dein Wille geschehe" oder "Sorge du", greife ich mit meiner ganzen Allmacht ein, und löse die aussichts- losesten Situationen. Und wenn du siehst, daß das Übel sich verschlimmert, statt sich zu bessern? Beunruhige dich nicht! Schließe die Augen und sprich zu mir mit Vertrauen: "Dein Wille geschehe, sorge du". Ich sage dir, daß ich sorge, daß ich eingreife wie ein Arzt und daß ich auch ein Wunder wirke, wenn es nötig ist. Du siehst, daß der Zustand des Kranken sich verschlimmert. Beunruhige dich nicht, sondern schließe die Augen und sprich: "Sorge du". Ich sage dir, ich sorge. Die Besorgnis, die Unruhe und das Denken- Wollen an die Folgen einer Sache sind gegen die Hingabe. Es ist wie das Ungestüm der Kinder, die verlangen, daß die Mutter für ihre Bedürfnisse sorge, aber selber dafür sorgen wollen, und so durch ihre Ideen und Launen die Arbeit der Mutter stören. Schließt die Augen und laßt euch vom Strom der Gnaden tragen; schließt die Augen, und laßt mich arbeiten, schließt die Augen und lenkt eure Gedanken an die Zukunft ab wie eine Versuchung. Ruht in mir. Glaubt an meine Güte, und ich versichere euch bei meiner Liebe, daß, wenn ihr in dieser Verfassung zu mir sagt: "Sorge du", ich voll und ganz sorge, euch tröste, euch befreie, euch führe. Und wenn ich euch einen anderen Weg führen muß als den, den ihr meint, dann unterweise ich euch. Ich trage euch auf meinen Armen, denn es gibt keine heilsamere Medizin als den Eingriff meiner Liebe. Ich sorge nur, wenn ihr die Augen schließt. Ihr seid schlaflos, ihr wollt alles schätzen, alles erforschen, an alles denken und überlaßt euch so den menschlichen Kräften oder noch schlimmer, den Menschen, indem ihr auf ihr Eingreifen vertraut. Das ist es, was meine Worte und meine Absichten hindert. O, wie sehr wünsche ich von euch diese Hingabe, um euch zu beschenken, und wie betrübt es mich, euch so beunruhigt zu sehen. Satan strebt gerade das an, euch in Unruhe zu bringen, um euch meinem Wirken zu entziehen, damit ihr euch ganz den menschlichen Initiativen hingebt. Deshalb vertraut mir allein, ruht in mir, gebt euch in allem mir hin. Ich wirke Wunder in dem Maße eurer vollen Hingabe an mich und des gänzlichen Vertrauens in mich. Ich schenke Schätze der Gnaden, wenn ihr in gänzlicher Armut seid! Wenn ihr eure Hilfsquellen habt, auch in wenigem, oder solche sucht, seid ihr auf natürlicher Ebene und folgt so dem natürlichen Lauf der Dinge, der oft von Satan gestört wird. Keiner, der alles erörtert oder erwägt, hat Wunder gewirkt, nicht einmal unter den Heiligen. Wenn du siehst, daß alles sich noch mehr verwickelt, sprich mit geschlossenen Augen der Seele: "JESUS, sorge du". Und lenke dich ab, denn dein Verstand ist scharf...., und für dich ist es schwer, das Übel zu sehen und mir zu vertrauen. Lenke dich ab von dir. Mache es so in allen deinen Bedürfnissen. Macht es alle so, und ihr werdet große, fortgesetzte und stille Wunder sehen. Ich werde sorgen, ich versichere es euch. Betet immer in dieser Hingabe, und ihr werdet großen Frieden haben und große Frucht, auch wenn ich euch die Gnade des Opfers, der Sühne und der Liebe schenke, die das Leid auferlegt. Scheint es dir unmöglich? Schließe die Augen und sprich mit ganzer Seele: "JESUS SORGE DU!" -Hab keine Angst, ich sorge. Und du wirst meinen Namen preisen, indem du dich selbst verdemütigst. Deine Gebete gelten nicht so viel wie ein Akt vertrauensvoller Hingabe. Bedenke es wohl. Es gibt keine wirksamere Novene als diese: "O JESUS, ICH GEBE MICH DIR HIN, SORGE DU!"
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Hl. Theresia von Lisieux
D e r k l e i n e W e g
Ich begreife so gut, daß nur die Liebe imstande ist, uns dem lieben Gott wohlgefällig zu machen. Diese Liebe ist der einzige Schatz, den ich begehre. Es gefällt dem Herrn, mir den einzigen Weg zu zeigen, der zu dieser göttlichen Glut führt. Dieser Weg ist die Hingabe des kleinen Kindes, das sorglos im Arme seines Vaters einschläft. Der Herr verlangt keine Großtaten, sondern nur Hingabe und Dankbarkeit. Das und nichts anderes ist es, was Jesus von uns verlangt. Er braucht unsere Werke nicht, sondern allein unsere Liebe.
Nachdem ich so begriff, daß ich nichts aus eigener Kraft zu leisten vermag, kam mir die Aufgabe viel einfacher vor. Ich beschäftigte mich ausschließlich damit, mich innerlich immer mehr mit Gott zu vereinigen, im Wissen, daß alles andere mir hinzugegeben würde. Und nie ist meine Hoffnung enttäuscht worden. Ich fand meine Hand geführt, so oft ich den Seelen meiner Schwestern Nahrung zu bieten hatte. Ich gestehe Ihnen offen, Mutter, hätte ich anders gehandelt und mich auf meine eigene Kraft gestützt, ich hätte unverzüglich die Waffen gestreckt.
Klein bleiben heißt, sein Nichts anerkennen, alles vom lieben Gott erwarten, sich nicht zu sehr über seine Fehler betrüben, schließlich: sich keine besonderen Verdienste aufspeichern wollen, sich über nichts beunruhigen. Sogar bei den armen Leuten gibt man dem kleinen Kinde alles Notwendige; ist es aber erwachsen, dann will der Vater es nicht mehr ernähren, sondern sagt ihm: "Arbeite jetzt, du kannst für dich selber sorgen." Nun wohl, um das nie hören zu müssen, wollte ich nie größer werden, da ich mich unfähig fühle, mir mein Leben, mein ewiges Leben zu verdienen. Ich bin also immer klein geblieben und kenne keine andere Beschäftigung als jene, die Blumen der Liebe und des Opfers zu pflücken und sie dem lieben Gott zu seinem Vergnügen anzubieten. Klein bleiben heißt ferner, die Tugenden die man übt, sich nicht selbst zuzuschreiben, als wäre man selber zu irgend etwas Gutem fähig, sondern erkennen, daß sie ein Schatz sind, den der liebe Gott in die Hand seines kleinen Kindes legt, um sich seiner zu bedienen, wann er dessen bedarf.
Wie wären wir zu beklagen, wenn wir große Taten vollbringen müßten! Aber wie glücklich sind wir, da der Herr sich durch die kleinsten fesseln läßt! Um in Frieden leben zu können, genügt es, alles zu wollen, was unser Herr will. Glauben wir nicht, wir könnten die Liebe finden ohne Leiden. Unsere Natur ist da und die hat ihr Gewicht. Aber welche Schätze erlaubt sie uns zu erwerben.
Jesus hegt für uns eine so unbegreifliche, so zarte Liebe, daß er nichts tun will, ohne uns mitwirken zu lassen.
Man kann niemals zuviel Vertrauen auf den lieben Gott haben, der so mächtig und so barmherzig ist. Man erhält von ihm soviel als man von ihm erhofft.
Unser Herr braucht weder unsere hervorragenden Werke, noch unsere schönen Gedanken; will er erhabene Erleuchtungen, so hat er seine Engel, deren Einsicht ja unendlich erhabener ist als die der größten Gelehrten dieser Welt. Hienieden sucht er also weder Geist noch Begabung. Zur Blume des Feldes ist er geworden, uns zum Beweis, wie sehr er die Einfachheit liebt. Der Herr gibt sich schon mit einem Blick, einem Liebesseufzer zufrieden. Was mich betrifft, so finde ich die Übung der Vollkommenheit sehr leicht, denn es ist mir klar geworden, daß es genügt, den Herrn bei seinem Herzen zu nehmen. Schau ein kleines Kind an, das seine Mutter eben erzürnt hat dadurch, daß es zornig oder ungehorsam war; wenn es sich nun mit trotziger Miene in eine Ecke versteckt und aus Furcht gestraft zu werden, schreit, so wird ihm seine Mutter gewiß nicht verzeihen; aber wenn es ihr seine Ärmchen entgegenstreckt und dabei sagt: "Gib mir einen Kuß, ich will es nicht mehr tun", wird seine Mutter es dann nicht sofort mit Zärtlichkeit an ihr Herz drücken und dabei das Getane vergessen? Und doch weiß sie, daß ihr lieber Kleiner bei nächster Gelegenheit wieder anfangen wird. Aber das tut nichts; wenn dieser sie beim Herzen nimmt, wird er nie gestraft werden. Jetzt habe ich kein Verlangen mehr außer dem, den Herrn bis zur Torheit zu lieben! Ja, die Liebe allein zieht mich an.
Franz von Sales
Ihr wollt wissen, wie ihr zur Gottesliebe kommen könnt. Nun, ich sage euch darauf: Ihr müßt Gott lieben wollen. Statt lange zu fragen und zu grübeln, wie ihr euren Geist an Gott binden könnt, beschäftigt euch immerwährend mit ihm. Glaubt mir, das ist von allen Wegen der kürzeste zum Ziel. Je ausgegossener wir sind, desto zerfahrener und desto unfähiger sind wir, uns in ihn zu versenken, uns mit ihm zu vereinigen, der uns ganz und ungeteilt besitzen will. Es gibt Seelen, die vor lauter Überlegungen, wie sie es machen sollen, überhaupt zu nichts kommen. Die Vollkommenheit unserer Seele besteht in der Vereinigung mit Gott, die wir nicht erreichen mit Viel- Wissen, wohl aber mit Viel- Tun. Gehen wir daher mit recht großer Einfachheit an diese heilige Aufgabe heran.
Katharina von Siena
Die Hoffnung gebe dir Mut
(Gedanken für jeden Tag)
Was Gott will, ist unsere Heiligung. Was er schickt und zuläßt, geschieht zu unserem Wohl, zur Reinigung von unseren Sünden oder zur Mehrung der Gnade und Vollkommenheit.
Seine Lehre ist wahr und blieb bei uns als ein Boot, um die Seelen aus dem stürmischen Meer zu bergen und heimzuführen zum Hafen des Heils.
Jedes vernunftbegabte Geschöpf, das Gott dienen und die Tugend erwerben will, muß Beharrlichkeit, Festigkeit und Geduld besitzen. Sonst käme Gott nie in seine Seele.
Gott läßt zu, daß alle Tugenden durch viele Anfechtungen erprobt, uns jedoch nie genommen werden, wenn wir nicht wollen.
Wenn der Mensch einzig auf die Ehre Gottes achtet, ohne sonstige Rücksichten, dann erhält er übernatürliche Erleuchtung, Kraft, Festigkeit und Ausdauer, die ihm nie Hemmung bereiten. Dann wird er ganz männlich, wie er sein sollte.
Den Ort des Gebetes findet die Seele überall, da sie ihn stets in sich trägt.
Würde die Seelen nicht bisweilen durch die vielen Versuchungen aufgerüttelt, dann würde sie das Opfer großer Lauheit und würde der Übung des beständigen Verlangens und